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Trotz Lebensgefahr: Warum kaufen Israelis immer noch in palästinensischen Dörfern?

JERUSALEM, 22.08.2023 (NH) – Trotz der anhaltenden blutigen Terrorwelle erledigen viele Israelis ihre Einkäufe in palästinensischen Dörfern. Vom wöchentlichen Einkauf über Autoreparaturen bis hin zu medizinischen Behandlungen bieten die palästinensischen Nachbarn ihre Waren und Dienstleistungen zu einem Bruchteil des Preises jüdischer Händler an. Nach dem Motto „gut und günstig“ ist die Versuchung groß, bei ständig steigenden Lebenshaltungskosten das Risiko einzugehen. Ist es der Wunsch nach finanzieller Koexistenz, der die jüdischen Besucher zu ihren palästinensischen Nachbarn treibt, oder ist es pure Dummheit?

Riesige Preisunterschiede

Die Preisunterschiede zwischen palästinensischen und jüdischen Händlern sind in fast allen Bereichen enorm. Laut dem israelischen Nachrichtensender Ynet kostet ein Satz neuer Reifen im palästinensischen Huwara nur rund 600 Schekel, umgerechnet 145 Euro. In Zentralisrael hingegen müssen Israelis zwischen 1000 und 2400 Schekel (242 bis 580 Euro) für ihre Reifen bezahlen. Bei neuen Autositzen, Haarschnitten und Zahnbehandlungen sieht es preislich ähnlich aus. Bei solch großen Preisspannen kann auch die angespannte Sicherheitslage die israelischen Käufer nicht abschrecken.

Das hohe Sicherheitsrisiko wird durch ein gesetzliches Einreiseverbot für Israelis untermauert. Dennoch entscheiden sich jedes Jahr zehntausende Israelis, in palästinensischen Dörfern einzukaufen. Die große Mehrheit kehrt wohlbehalten nach Hause zurück. Doch einige israelische Einkäufer haben ihren Ausflug mit dem Leben bezahlt.

Eine weitere Schussattacke auf ein israelisches Fahrzeug. Der Fahrer wurde von  Dutzenden Kugeln schwer verwundet. Trotz der grausamen Taten zieht es viele Israelis zum Einkaufen in das feindlich gesinnte Dorf Huwara. Foto: Nadav Goldstein/TPS

Krisengemeinde als Reiseziel

Am vergangenen Wochenende wurden ein Vater und sein Sohn ermordet, als sie ihr Auto in der palästinensischen Krisengemeinde Huwara waschen lassen wollten. Die israelische Armee untersucht noch, ob ein Dorfbewohner die Anwesenheit der beiden Juden an Terrorgruppen gemeldet hat. Die mangelnde israelische Sicherheitspräsenz am Wochenende bezahlten die israelischen Käufer mit ihrem Leben.

Doch nicht nur Terroranschläge bedrohen die Besucher. Allein im vergangenen Jahr wurden mehr als zehn gewalttätige Überfälle auf israelische Fahrzeuge in den palästinensischen Gebieten dokumentiert.

Trotz der anhaltenden palästinensischen Terrorwelle gibt es auch kleine Lichtblicke. Am Sonntag wurde ein junger Israeli angegriffen, nachdem er versehentlich in das arabische Dorf Turmus Ayya in der Nähe von Ramallah gefahren war. Der Mann wurde leicht verletzt, sein Auto in Brand gesteckt. Palästinensisch-arabische Dorfbewohner retteten das jüdische Opfer vor einem Lynchmord und bewachten den Israeli bis zum Eintreffen des Militärs.

Titelbild: Israelische Soldaten patrouillieren am Tatort der tödlichen Schießerei in Huwara am Wochenende. Foto: Nasser Ishtayeh/Flash90


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