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Israelische Forscher: Zu großes Musikangebot trübt den Hörgenuss

JERUSALEM, 23.08.2023 (TPS) – Israelische Forscher haben einen Zusammenhang zwischen dem Sammeln von Musik und dem Hörgenuss entdeckt. Demnach beeinflussen Streaming-Plattformen die Art und Weise, wie Menschen Musik wahrnehmen und erleben.

Die Studie unter der Leitung von Professor Ofer Bergman von der Bar-Ilan Universität in Ramat Gan, die in der Fachzeitschrift „Personal and Ubiquitous Computing“ veröffentlicht wurde, zeigt einen positiven Einfluss durch aktives Sammeln von Musik.

Aktives Sammeln hilft

„Unsere Studien unterstreichen die entscheidende Rolle, die das Sammeln von Musik für das subjektive Erleben des Musikkonsums spielt. Durch aktives Sammeln können Nutzer ihre Freude an Musik steigern und möglicherweise ihre Leidenschaft für Musik neu entfachen“, so Bergman.

Jahrzehntelang sammelten Musikliebhaber Vinyl-Schallplatten, Achtspur-Tonbänder und Audiokassetten oder luden Songs auf MP3-Player herunter und schufen so persönliche Sammlungen, die ihren individuellen Geschmack widerspiegelten.

Der Wechsel zu Streaming-Plattformen wie Spotify, Amazon Music Unlimited und Apple Music hat das Sammeln von Musik jedoch grundlegend verändert. Die Hörer haben nun ohne zusätzliche Kosten Zugang zu riesigen Musikbibliotheken, die durch algorithmische Empfehlungen ergänzt werden.

Streaming-Dienste sind zweifellos bequem. Die Auswirkungen des Streamings auf die Leidenschaften der Hörer blieben jedoch bislang unerforscht.

Fülle führt zu Verwässerung

In der ersten Studie der Reihe führten Bergman und seine Forscher qualitative Interviews durch, die einen bemerkenswerten Trend zu einer geringeren Begeisterung der Teilnehmer für die aktuelle Musiklandschaft zeigten. Es wurde festgestellt, dass die schiere Fülle an Musik, die für wenig oder gar kein Geld erhältlich ist, den subjektiven Wert der Musik verwässert und bei einigen Hörern ein Gefühl der Distanzierung hinterlässt.

Im zweiten Teil der Studie wurde anhand von Fragebögen untersucht, wie sich Streaming-Apps auf das Musikhörverhalten auswirken. Erwartungsgemäß stellten die Forscher fest, dass die Größe der persönlichen Musiksammlungen mit dem Umstieg auf Streaming deutlich abnimmt. Inmitten dieser Entwicklung fand Bergmans Team jedoch einen direkten Zusammenhang zwischen der Größe der Musiksammlung einer Person und dem Grad ihres Hörvergnügens.

Um die psychologischen Hintergründe zu untersuchen, starteten die Forscher eine dritte Studie. In einem kontrollierten Experiment wurden die Teilnehmer gebeten, ihre Freude an der Musik in Echtzeit zu bewerten, und zwar sowohl vor als auch nach dem aktiven Sammeln von Musik. Die Teilnehmer gaben an, dass das Sammeln von Musik nicht nur Spaß macht, sondern auch einen positiven Einfluss auf ihr Interesse an Musik hat.

Die Forscher sind der Ansicht, dass ihre Ergebnisse sowohl den Entwicklern von Streaming-Anwendungen als auch den Musikhörern neue Wege aufzeigen.

Bild: Musik hat vielfältige Einflüsse. Ein Überangebot trübt aber den Genuss, so die Studie der israelischen Wissenschaftler. Foto: Yosef Mizrahi/TPS

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