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Ukrainekrieg und Selenskyjs Drohungen halten jüdische Pilger nicht vom Uman-Besuch ab

JERUSALEM, 23.08.2023 (NH) – Zum jüdischen Neujahrsfest Rosh HaShana verwandeln jedes Jahr Tausende chassidischer Juden die ukrainische Kleinstadt Uman in eine Pilgerhochburg. Auch in diesem Jahr soll die traditionelle Wallfahrt Mitte September stattfinden – trotz Kriegswarnungen und Drohungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Auch wenn die Besucherzahl voraussichtlich nur halb so groß sein wird wie in den vergangenen Jahren, wird die traditionelle Wallfahrt seit 1811 allen Widrigkeiten zum Trotz unbeirrt fortgesetzt.

Selenskyj droht: Keine Einreise für Israelis

Kurz vor Beginn der Wallfahrt rechnet Selenskyj nun mit Israel ab. Der ukrainische Staatschef droht damit, dass Kiew zum Rosh HaShana-Fest seine Grenzen für israelische Pilger schließen werde. Der drastische Schritt gilt als Vergeltung für die Ausweisung von Ukrainern aus Israel. Selenskyj forderte, dass die Rechte der ukrainischen Migranten, die sich in verschiedenen Ländern aufhalten, garantiert werden müssten. Er wandte sich mit der Forderung direkt an Israel: „Wenn die Ausweisung von Ukrainern aus Israel nicht gestoppt wird, wird die Einreise von Israelis verboten. Die Ukraine wird das Visa-Abkommen mit Israel kündigen.“

Der ukrainische Botschafter in Tel Aviv, Jewgen Kornitschuk, behauptete, zehn Prozent der ukrainischen Flüchtlinge würden von den israelischen Behörden abgeschoben. 

Aufenthalt und Krankenversicherung

Jerusalem weist die Vorwürfe zurück und versichert, die Zahlen seien viel niedriger. Demnach werden nur jene Ukrainer abgeschoben, die versuchen, illegal in Israel zu arbeiten. Derzeit leben rund 14.000 ukrainische Flüchtlinge im jüdischen Staat. 4.000 von ihnen haben im Zuge des Rückkehrgesetzes für Juden die israelische Staatsbürgerschaft erhalten. Zudem wurde im Rahmen eines bilateralen Abkommens die dreimonatige Aufenthaltsgenehmigung für Ukrainer in Israel auf unbestimmte Zeit verlängert. Auch die Krankenversicherung für tausende ukrainische Flüchtlinge soll bis Ende des Jahres aufrechterhalten werden.

Derzeit hat der Nationale Sicherheitsrat in Israel noch keine Reisewarnung für die Ukraine zu den hohen jüdischen Feiertagen ausgesprochen. Eine offizielle Warnung wird jedoch in Kürze erwartet. Im vergangenen Jahr waren die ultraorthodoxen Pilger trotz eindringlicher Warnungen nach Uman gereist, rund 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Kiew.

Jährliche Wallfahrt

Der ukrainische Luftraum ist seit Beginn des Krieges im Februar gesperrt. Viele Pilger fliegen daher zunächst nach Polen oder Moldawien und begeben sich von dort auf eine stundenlange, gefährliche Zugfahrt zum Grab des Rabbiners Nachman von Brazlaw (1772-1810). Der geistliche Führer der jüdisch-chassidischen Bewegung verbrachte die letzten Monate seines Lebens in Uman. Vor seinem Tod versprach er, „für jeden zu sorgen, der an Rosch Ha’Schana an mein Grab kommt, um zu beten“. Selbst die „schlimmsten Sünden“ würden so vergeben.

Das verlockende Versprechen hält seine Anhänger auch in diesem Jahr nicht davon ab, zum Grab ihres „Erlösers“ zu pilgern. Die Standardaussage der Pilger aus Israel lautet: „Wir wissen, was Krieg ist. In Israel ist immer Krieg. Wir sind daran gewöhnt.“

Titelbild: Jüdische Männer beten auf der Straße in der Nähe des Grabes von Rabbi Nachman. Foto: Flash 90

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