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Lebenshaltungskosten explodieren: Israel war 2022 das teuerste OECD-Land

JERUSALEM, 28.08.2023 (NH) – Die „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“, kurz OECD, hat ihren Bericht für das Jahr 2022 veröffentlicht. Der kleine jüdische Staat wurde mit dem traurigen ersten Platz im Lebenshaltungskostenindex „gekrönt“. Für den jährlichen Bericht wird ein spezieller Warenkorb berechnet, der Lebensmittel und Dienstleistungen, Heizkosten und Mieten in jedem Land untersucht.

In Israel löst der Bericht heftige Kritik aus. Im Kreuzfeuer steht vor allem die Politik der Regierung im Umgang mit den steigenden Lebenshaltungskosten im vergangenen Jahrzehnt. Das Rekordhoch im Jahr 2022 sei nur das traurige Endergebnis jahrelanger Vernachlässigung des Themas, betonen die Kritiker.

Israel verdrängt Schweiz auf Platz zwei

Israel ist laut OECD-Bericht Ende 2022 das Land mit den höchsten Lebenshaltungskosten. Insgesamt wurden 38 Länder untersucht. Das Preisniveau im Heiligen Land liegt demnach 38 Prozent über dem Durchschnitt der Industrieländer. Damit hat der kleine jüdische Staat sogar die kostenintensive Schweiz von der Spitze verdrängt. Nach den zweitplatzierten Schweizern folgt auf Rang drei Island, das 32 Prozent teurer ist als der OECD-Durchschnitt. Auf den Plätzen vier und fünf folgen die USA und Australien. Deutschland liegt mit Rang 17 im Mittelfeld. Die drei günstigsten Industrieländer im Jahr 2022 waren die Türkei, Indien und Kolumbien. Doch wie hat Israel diesen Spitzenplatz erreicht?

Regierung ignoriert Kostensenkungspläne

Uriel Lin, Präsident der israelischen Handelskammer, sagte, dass die israelische Regierung die Pläne zur Senkung der Lebenshaltungskosten einfach ignoriere. Der Verband habe Premierminister Benjamin Netanjahu, der auch Vorsitzender des Komitees für Lebenshaltungskosten ist, wiederholt „erfahrungsbasierte und detaillierte Konzepte“ vorgelegt. Keines davon sei umgesetzt worden. „Es gibt keine Senkung der Hafengebühren, die Importen auferlegt werden, es gibt keine wirkliche Reduzierung der regulatorischen Belastung und es gibt keine Änderung des Steuersystems“, sagt Lin. Obwohl die Bennett-Lapid-Regierung für die Zahlen von 2022 verantwortlich sei, habe auch die amtierende Netanjahu-Regierung keine nennenswerten Reformen zur Senkung des Preisniveaus in Israel vorangetrieben.

Der staatliche Rechnungsprüfer, der sich intensiv mit den eskalierenden Lebenshaltungskosten in Israel beschäftigt hat, weist vor allem auf den Preisanstieg auf dem Wohnungsmarkt hin. So sei ein großer Teil des Anstiegs der Lebenshaltungskosten in Israel in den vergangenen 25 Jahren auf die stetig steigenden Immobilienpreise zurückzuführen.

Starker Schekel wichtige Komponente

Auch die Forschungsabteilung des Herstellerverbandes hat sich mit dem OECD-Bericht auseinandergesetzt und erklärt, dass die enormen Preisunterschiede im Jahr 2022 vor allem auf den stärkeren Schekel zurückzuführen seien. Der OECD-Bericht spiegele nicht die Situation in diesem Jahr wider, in dem der israelische Schekel deutlich schwächer geworden sei. Wenn es nach den Industriellen ginge, würde Israel 2023 nicht an erster Stelle stehen. Prof. Dan Ben-David, Leiter der „Shoresh Institution for Socioeconomic Research“ und Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Tel Aviv, untermauert die Aussagen des Herstellerverbandes.

Zwar habe sich die Kluft zwischen Israel und der OECD in den vergangenen zehn Jahren vergrößert, doch sei die Inflation in Israel niedriger als in den meisten OECD-Ländern. „Der Grund dafür ist, dass der Schekel in dieser Zeit immer stärker wurde, so dass jeder Preis, der in Schekel angegeben wurde, per Definition in Dollar und Euro teurer wurde“, erklärte Ben-David. Auch wenn die Preise in Israel alles andere als niedrig seien, sollte man sich die jüngsten Zahlen genauer ansehen, rät er.

Titelbild: Der kleine jüdische Staat führt die Preisliste der OECD-Länder an. Neben dem Immobilienmarkt ist Israel auch bei den Milchpreisen führend. Foto: Michael Giladi/Flash90

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