Wut und Empörung in der Koalition -Polizei zerstört Siedlungsaußenposten und Gedenkstätte
JERUSALEM, 05.09.2023 (NH) – Etwa 150 Sicherheitskräfte in Begleitung der israelischen Zivilverwaltung haben am Montagmorgen eine Reihe von Häusern in der jüdischen Siedlung Yitzhar zerstört und weitere für den Abriss vorbereitet. Unter den illegalen Baukonstruktionen befand sich auch ein kleines Touristenobservatorium. Die Entfernung eines großen Davidsterns von der Spitze des Observatoriums sorgte nicht nur bei den Bewohnern der Region für große Empörung. Abgeordnete der Koalition kritisierten den Beschluss scharf und verurteilten die Zerstörungspolitik von Verteidigungsminister Yoav Galant und Finanzminister Bezalel Smotrich: „Es ist eine Schande.“
Aufruhr in der Koalition
Gegen 5:00 Uhr morgens zerstörten mehr als 150 israelische Polizisten und Beamte der Zivilverwaltung mit massiven Abrisswerkzeugen die jüdische Siedlung Yitzhar im sogenannten Westjordanland.
Wenig später wurde ein kleines Gedenkobservatorium und ein Zelt demoliert. Zeitgleich umzingelten weitere Beamte einen neuen Siedlungspunkt, der am Fuße der Gemeinde an der Nordseite errichtet wurde, und zerstörten dort ein weiteres Wohnhaus. Für Furore sorgte vor allem das Filmmaterial, das die Zerstörung des Aussichtspunktes durch arabische Arbeiter dokumentiert.
„Ich kann nicht verstehen, wie nationalreligiöse Mandatsträger es wagen, nach solchen Zerstörungskampagnen ihr Gesicht in der Öffentlichkeit zu zeigen“, erklärt eine Bewohnerin von Yitzhar.
Die Likud-Abgeordnete Tali Gottlieb veröffentlichte ihre Wut wenig später auf der sozialen Plattform X (früher Twitter): „Minister Smotrich, sagen Sie mir bitte, dass ich mir irre. Sagen Sie mir, dass die Zivilverwaltung auf keinen Fall die Gedenkstätte von Rina Shnerb am Fuße von Yitzhar zerstört hat – Sie sind der Vorsitzende des Religiösen Zionismus?“
Rina-Shnerb-Gedenkstätte
Bei einer der zerstörten Baukonstruktionen handelt es sich um einen kleinen Aussichtspunkt, der in Gedenken an die Teenagerin Rina Shnerb errichtet wurde.
Das Mädchen war am 23. August 2019, nur eine Woche nach ihrem 17. Geburtstag, mit ihrem Vater und ihrem 19-jährigen Bruder Dvir in der Nähe der Siedlung Dolev unterwegs. Die Familienmitglieder badeten in den Quellen, als ein dort platzierter Sprengsatz detonierte. Rina Shnerb erlag noch am Tatort ihren Verletzungen, Vater und Bruder wurden bei dem Anschlag schwer verwundet.
Quellen des Sicherheitsestablishments erklärten gestern in den israelischen Medien, die Gedenkstätte sei in der sogenannten B-Zone errichtet worden. Die Zone B steht unter gemeinsamer Kontrolle der israelischen Regierung und der Palästinensischen Autonomiebehörde. Die Nachrichtenagentur Ynet berichtete hingegen, die beiden Baukonstruktionen seien auf palästinensischem Privatland in der C-Zone erbaut worden, die unter vollständiger israelischer Kontrolle steht.
Gedenkstätte wird rehabilitiert
Der Vorsitzende des Regionalrats von Samaria, Yossi Dagan, versprach, das Rina-Touristenobservatorium neu zu errichten: „Es ist ein Skandal und eine Verzerrung wie keine andere, dass unter einer nationalistischen Regierung Hunderte von illegalen arabischen Häusern ungehindert in der Gegend um Yitzhar gebaut werden. Ein kleiner Aussichtspunkt jedoch, der von Jugendlichen zum Gedenken an ein Mädchen errichtet wurde, das bei einem Terroranschlag ermordet wurde, stört“, wetterte Dagan. Der Ratsvorsitzende versprach, die „eklatante Diskriminierung“ nicht zu akzeptieren.
Die israelische Regierung differenziert zwischen Siedlungen, die vom Verteidigungsministerium auf staatlichem Land gebaut und genehmigt, und illegalen Außenposten, die ohne Genehmigungen auf palästinensischem Privatland errichtet wurden.
Titelbild: Israelische Sicherheitskräfte entfernen den Davidstern, der einmal die Spitze der Gedenkstätte zierte. Foto: privat