Jahrzehnte alte Raketen sorgen für stundenlanges Verkehrschaos
JERUSALEM, 19.9.2023 (NH) – Bauarbeiter haben in Jerusalem in der Nacht zum Dienstag zwei alte Raketen entdeckt. Die beiden gefährlichen Blindgänger wurden bei Straßenarbeiten auf der belebten Hebronstraße, in der Nähe des Klosters Mar Elias zwischen den Stadtteilen Har Homa und Gilo, aufgespürt. Jerusalemer Polizeikräfte und Bombenentschärfer haben noch in der Nacht die Vorbereitungen zum Entschärfen der Blindgänger eingeleitet. Die Straßensprerrungen sollten den Verkehr in den frühen Morgenstunden zunächst kaum beeinflussen. Kurze Zeit später jedoch mutierte die Raketenentschärfung zum Verkehrschaos mit zum Teil schweren Verkehrsunfällen.
50 Jahre alte Blindgänger
Bei dem dutzende Kilo schweren Fundgut handelt es sich um Jahrzehnte alte Geschosse. Die Entdeckung der Raketen fand genau fünf Tage vor dem hohen jüdischen Fastentag Yom Kippur statt. Am Sonntag „feiert“ das Land nicht nur den 26-stündigen Bußtag, sondern gedeckt des 50. Jahrestages des Yom Kippur-Krieges. Der Raketenfund untermauert die Symbolik des kommenden Feiertages.
„Nach der Entdeckung von zwei alten Granaten während den Bauarbeiten an der Straßenbahnstrecke in Jerusalem, wird die Hebronstraße im Abschnitt zwischen Rosemary- und Ma’ale Dargah-Straße zwischen 5:00 und 7:00 Uhr gesperrt, damit der israelische Kampfmittelbeseitigungsdienst die gefährlichen Projektile entschärfen kann. Die Autofahrer werden gebeten, den Anweisungen der Polizeibeamten an den Straßensperren Folge zu leisten und im Voraus alternative Routen zu wählen.“ Diese Nachricht erhielten viele israelische Familien am heutigen Morgen auf ihren Smartphones. Doch nicht nur die Bekanntgabe der Entschärfungsmission erreichte die meisten Anwohner viel zu spät – auch die Arbeiten an den Projektilen erwiesen sich als deutlich komplexer als zunächst angenommen.
Verkehrschaos und komplizierte Entschärfung
Statt der geplanten zweistündigen Straßensperre wurden erst fünf Stunden später die Strecken für den Verkehr wieder geöffnet. So wuchs die zunächst angezeigte Verspätung auf dem israelischen Navigationsprogramm Waze um Minute zu Minute. Die als „sehr geduldig“ bekannten Israelis verloren daher schnell ihre Sanftmut und es kam nicht nur zu verbalen Schlachten zwischen den Autofahrern, sondern zu teils schweren Auffahrunfällen. Viele Familien parkten kurzerhand ihre Autos und begleiteten ihre Sprösslinge zu Fuß zur Schule. Die meisten Mütter und Väter steckten mit Kind und Co. mehr als zwei Stunden im Stau. Grund- und weiterführende Schulen waren gezwungen, ihren Unterricht erst in der dritten Schulstunde zu beginnen, um allen Kindern die Anfahrt zu ermöglichen.
Die Raketen konnten erst nach mehr als sechs Stunden entschärft werden. Der Kampfmittelbeseitigungs-Beauftragte des Bezirks Jerusalem erklärte: „Es handelt sich um jahrzehntealte, nicht explodierte Projektile, sodass die Gefahr, die von ihnen ausgeht, zweifach ist. Die Behandlung der Blindgänger erfolgte durch den Transport an einen sicheren Ort und die kontrollierte Detonation.“
UPDATE: Wie die Behörden am Nachmittag mitteilten, wurden weitere Blindgänger entdeckt. Am Mittwoch wird es deshalb erneut zu Straßensperrungen in Jerusalem kommen.
Titelbild: Die Geschosse führten zu stundenlangem Verkehrschaos im Süden der Hauptstadt. Nadine Haim Gani/Fokus Jerusalem