Oberster Gerichtshof lehnt geschlechtergetrennten Gottesdienst ab – Aktivisten sabotieren Gebete in Tel Aviv
JERUSALEM, 26.09.2023 (NH) – Der jüdische Fastentag Yom Kippur ist im ganzen Land ohne nennenswerte Sicherheitsbedrohungen zelebriert worden und verlief in den meisten Städten friedlich. In Tel Aviv kam es jedoch zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen jüdischen Betern und linken Aktivisten auf dem Dizengoff-Platz. Grund für die Krawalle waren improvisierte Trenn-Fahnen, die geschlechtergetrenntes Gebet ermöglichen sollten. Die Flaggen wurden entgegen dem Gerichtsurteil und der Entscheidung der Stadtverwaltung aufgestellt, keine getrennten Gebete im öffentlichen Raum zu erlauben. Zu ähnlichen Eskalationen kam es später auch auf dem Habima-Platz und dem Kikar-HaMedina.
Gerichtshofs: „Der Standard ist das Verbot der Geschlechtertrennung“
In den vergangenen Jahren, als strenge Coronaauflagen den Alltag in Israel kontrollierten, vereinigten sich jüdische Gläubige unter offenem Himmel zum Gebet. Während in den Augen und Ohren vieler Israelis die Bußgesänge das einzig Heilige waren, das die Straßen der Stadt erfüllte, schienen die Gebete linken Aktivisten ein Dorn im Auge zu sein.
Bereits letzte Woche lehnte der Bürgermeister von Tel Aviv, Ron Huldai, den geplanten öffentlichen Gottesdienst ab. Der Oberste Gerichtshof untermauerte später die Entscheidung der Verwaltung und lehnte die Berufung der Gläubigen einstimmig ab. Das Urteil verbot, Männer und Frauen durch eine Trennwand zu separieren.
Die drei Richter bezeichneten die Gebetstrennung als „Ausdrucksform der israelischen Gesellschaftsspaltung“. „Ist es das Recht auf Religions- und Gewissensfreiheit, um das orthodoxe jüdische Gebet am heiligsten Tag unter dem offenen Himmel des Staates abzuhalten, oder ist es religiöser Zwang und Geschlechtertrennung im öffentlichen Raum?“, so die Fragen in dem Urteil.
Gleichberechtigung oder Glaubensgegner?
Die Organisatoren des Gottesdienstes versuchten später dennoch, entgegen den richterlichen Auflagen, mit Israelfahnen Gebetsbereiche für männliche und weibliche Gläubige zu schaffen.
Der Trennungsversuch wurde von hunderten linken Aktivisten und Anwohnern gewaltsam unterbunden. Trotz Einschreiten der Polizei kam es zeitweise zu schweren Ausschreitungen zwischen den Parteien. Gebets-Gegner störten den Gottesdienst unter anderem mit lautstarken Beleidigungsparolen. Die Gottesdienste wurden schließlich in nahegelegenen Synagogen abgehalten.
Die Zusammenstöße führten später zu einem politischen Sturm. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte dazu: „Es scheint, dass es keine Grenzen, keine Normen und keine Vorbehalte gegen Hass seitens linker Extremisten gibt“. Kurz vor den kommenden Sukkot-Feiertagen scheint der Kampf um den öffentlichen Raum noch nicht vorüber zu sein.
Titelbild: Aktivisten mischten sich unter die Gläubigen und sabotierten die Gebete. Mit Regenbogenfahnen, Schildern wie „Schluss mit der Segnung“ und Beleidigungen wurde der Gottesdienst gesprengt. Foto: Itai Ron/Flash90