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„Allein im Wohnzimmer“ – Die Heldengeschichte des 85-Jährigen Shlomo Ron aus Nahal Oz

JERUSALEM, 27.10.2023 (NH) – Seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober sind nicht nur tausende Gräueltaten der militanten Terrororganisation veröffentlicht worden, sondern auch dutzende Heldengeschichten israelischer Zivilisten. Eine Heldengeschichte ist uns besonders nahegegangen. Es ist das selbstlose Opfer eines alten Mannes namens Ron Shlomo aus Nahal Oz. Der gebrechliche Opa opferte sein eigenes Leben, um das seiner Familie zu retten.

Überraschungsangriff auf Nahal Oz

Shlomo Ron war einer der Gründer des idyllischen Kibbuz Nahal Oz in der Nähe des Gazastreifens. Er lernte seine Ehefrau Hannah im Teenageralter kennen, als die junge Frau von einem Kibbuz am See Genezareth in den Süden des Landes reiste, um beim Aufbau der jungen, ländlichen Grenzgemeinde zu helfen. Das glückliche Paar und ihre drei Kinder lebten ihr ganzes Leben lang in dem wunderschönen Kibbuz. Hannah arbeitete als Kindergärtnerin, Shlomo auf den Feldern der Kommune und in einer Metallwerkstatt. Der alte Mann liebte Theater, Musik und Bücher. So wurde er in den letzten Jahren auch als Schauspieler und Sänger auf der Kibbuzbühne aktiv. Hannah gab sich der Malerei und dem Töpfern hin. 

An jenem schicksalhaften Morgen des 7. Oktober hielten sich Shlomo und seine Frau mit ihren beiden Töchtern und ihrem Enkel im Haus der Familie auf. Als Familie Ron die Schüsse und verzweifelte Schreie im Kibbuz vernahm, versteckten sie sich im Bunkerzimmer des Hauses. Mehr als 100 Terroristen waren in den Kibbuz eingedrungen. Sie massakrierten und folterten die Bewohner, Familien wurden bei lebendigem Leib verbrannt. Als sich das Grauen dem Haus näherte, verstand Shlomo, dass seine Familie als Nächstes an der Reihe sein würde. Der gebrechliche 85-jährige hatte Angst, der Schutzraum könnte von den Terroristen entdeckt werden und fasste einen mutigen Entschluss: Er wollte allein auf die Terroristen warten, in der Hoffnung, dass die Mörder ihn für einen alleinlebenden älteren Mann hielten. Shlomo verabschiedete sich von seiner Familie und setzte sich ins Wohnzimmer. Sein kühner Plan ging auf.

Shlomo Ron, ein liebenswürdiger alter Mann, opferte sein Leben für seine geliebte Familie. Foto: privat

Selbstloses Opfer

Als die Terroristen das Haus betraten, sahen sie den Großvater auf einem Stuhl sitzen. Shlomo Ron wurde sofort hingerichtet.

Ohne den Schutzraum zu betreten, in dem sich die gesamte Familie versteckte, zogen die Killer weiter und führten ihr Massaker fort. Shlomos Familie versteckte sich über Stunden in dem dunklen Bunkerzimmer, ohne zu wissen, was mit ihrem geliebten Vater und Großvater geschehen war. Die Familie wurde schließlich nach 13 Stunden von israelischen Streitkräften  befreit.

Shlomos Ehefrau Hannah wurde in ihren Geburtskibbuz am See Genezareth evakuiert. Dort wurde Shlomo am vergangenen Donnerstag beerdigt. Hunderte begleiteten ihn auf seinem letzten Weg.

Shlomo Ron hatte weder eine Waffe noch eine Ausbildung in Terrorismusbekämpfung – er verteidigte seine Familie mit dem einzigen, was er besaß: seinem eigenen Körper. Shlomo war nur ein älterer, sanfter Mann mit Schnurrbart und Brille. Ein freundlicher Israeli, der seine Frau, seine Töchter und seinen kleinen Enkel mehr liebte als sich selbst.

Shlomo Ron ist ein Held Israels. Möge sein Andenken ein Segen sein.

Titelbild: Die militante Hamas verwüstete jüdische Grenzgemeinden und tötete 1.500 Israelis. Shlomo Ron bezahlte den Überraschungsangriff mit seinem Leben. Foto: Omer Fichman/Flash90 – Privat

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