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Schockierende Grausamkeit: Zwei mutmaßliche Kollaborateure im Palästinenserdorf Tulkarm in Zentralisrael hingerichtet

JERUSALEM, 26.11.2023 (NH) – Es ist die gleiche bestialische Grausamkeit, die das Land bereits am 7. Oktober erschüttert hat: Fanatische Anhänger einer bewaffneten palästinensischen Terrorzelle haben in der Nacht zum Samstag zwei Männer in der arabischen Stadt Tulkarm öffentlich hingerichtet. Die Männer wurden zunächst erschossen und anschließend von dem anwesenden Mob verstümmelt. Die geschändeten Leichen wurden später an der Mauer einer UN-Schule als abschreckendes Beispiel aufgehängt. Den Männern wurde die Zusammenarbeit mit israelischen Sicherheitskräften vorgeworfen. Dies ist bereits der zweite Lynch-Fall in der Stadt Tulkarm. Im vergangenen Monat wurde ein weiterer Bewohner wegen des Verdachts der Spionage für Israel hingerichtet.

Hamas-Hinrichtung neben Mautstraße

Es sind schockierende Bilder die gestern auf den sozialen Netzwerken verbreitet wurden. Ihre Grausamkeit erinnert an die Gräueltaten des Hamas-Massakers am 7. Oktober. Zwei jungen Männern wird zunächst in die Beine geschossen, dann werden sie mit Kopfschuss exekutiert. Ihre Körper werden anschließend von hunderten anwesenden Passanten, darunter Frauen, Jugendliche und Kinder, geschändet. Der Versuch, die Leichen an einem hohen Strommast auf dem Marktplatz aufzuhängen, scheiterte. Daraufhin wurden die mutmaßlichen Informanten an den Wänden einer UN-Schule aufgehängt. Äußerst grafisches Bildmaterial dokumentiert, wie die Zivilbevölkerung der Stadt der Hinrichtung und Leichenschändung aktiv beiwohnt.

Die bestialischen Szenen wurden jedoch nicht in Gaza oder Ramallah gefilmt, sondern in Tulkarm, in Zentralisrael. Tulkarm ist eine palästinensische Stadt in West-Samaria und liegt nur 16 km östlich der Küstenstadt Netanya. Die meisten Einwohner der Stadt sind muslimische, eine kleine Minderheit christliche Araber. Im Oslo-Abkommen wurde die Stadt als Zone A definiert, was bedeutet, dass die Palästinensische Autonomiebehörde die Zivile-, als auch die Sicherheitskontrolle hat. Tulkarm grenzt an Israels bekannte Mautstraße, den “Highway 6”.

Die Hinrichtungen in Tulkarm. Die Szenen erinnern an den ersten Palästinenseraufstand. Damals tötete Yahya Sinwar die mutmaßlichen Informanten eigenhändig.  

Informanten sollen Tausende Euro erhalten haben

Die beiden Opfer wurden kurze Zeit später als Hamza M. (31) und Azam J. (29) identifiziert. Sie wurden beschuldigt, Israel detaillierte Informationen gegeben zu haben, die zur  jüngsten Anti-Terror-Razzia in der Stadt führten. Sechs hochrangige Mitglieder des Tulkarm-Terrornetzwerks wurden bei den Zusammenstößen getötet. Die Anhänger waren für die Durchführung dutzender Schusswaffenangriffen in den letzten Monaten verantwortlich. Sicherheitsquellen berichten, dass die Terrorzelle von der Hamas aus Gaza sowie dem Ausland geleitet und finanziert wurde. Demnach habe das Netzwerk Hunderttausende von Schekel erhalten, um ihre terroristischen Aktivitäten umzusetzen.

Die beiden Kollaborateure seien arabischen Medienberichten zufolge wenige Tage nach der erfolgreichen Militär-Razzia in Tulkarm “wie vom Erdboden verschluckt” gewesen. Im Internet tauchten später angebliche Geständnisvideos der beiden Männer auf, in denen sie ihre Interaktionen mit dem israelischen Geheimdienst beschreiben. Israel habe den Spionen demnach zwischen 2.500 bis 4.000 Euro für ihre Informationen bezahlt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass den Opfern die Aussagen gewaltsam entzogen wurden, um die anschließenden Hinrichtungen zu rechtfertigen.

Die öffentlichen Hinrichtungen erinnern an die Geschehnisse während der ersten Intifada, die 1987 ausbrach. Damals wurden Hunderte von Palästinensern wegen des Verdachts der Kollaboration mit Israel vor den Augen der Menge ermordet, ihre Leichen misshandelt und an Strommasten aufgehängt. Yahya Sinwar, Führer der Hamas in Gaza, gehörte zu denen, die angebliche Informanten brutal ermordeten. Einige von ihnen tötete Sinwar eigenhändig. Sinwar, der als Mitbegründer des Sicherheitsapparats der Hamas zählt, saß 22-Jahre in israelischen Gefängnissen, bis er im Jahr 2011 im Rahmen des Shalit-Deals freigelassen wurde.

Titelbild: Militante Palästinenser der Tulkarm Armed Brigade  während einer Parade am 13. Oktober 2023. Foto: Nasser Ishtayeh/Flash90

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