Weitere Geiseln freigelassen – ältere Frau in kritischem Zustand
JERUSALEM 27.11.2023 (LS) – Neun Kinder, zwei Mütter, zwei ältere Frauen und ein Mann sind am Sonntagabend aus dem Gazastreifen freigelassen worden. Die zusätzliche 14. Geisel, der 25-jährige Roni Krivov aus Karmiel, besitzt russisch-israelische Doppelstaatsbürgerschaft. Er wurde unabhängig von dem israelischen Geiselabkommen mit der Hamas auf den Wunsch von Vladimir Putin freigelassen.
Rückgekehrte Geiseln erwartet eine andere Realität
Die 14 freigelassenen Israelis kehren nach Israel zurück, allerdings in eine völlig andere Realität. Die Familie Goldstein-Almog hat ihren Vater Nadav und ihre älteste Tochter Yam verloren, die bei dem Massaker ermordet wurden. Der Vater der befreiten Schwestern Dafna (15) und Ella (8) wurde am 7. Oktober ebenfalls ermordet, und die kleine Avigail bleibt ohne ihre beiden Eltern, Roy und Smadar. Der Ehemann der 64-jährigen Aviva Siegels, der mit ihr entführt wurde, blieb zurück und wird weiterhin von den Terroristen gefangen gehalten.
Die Freilassung der vierjährigen Avigail Idan, eine amerikanisch-israelische Doppelbürgerin, wurde von US-Präsident Biden begrüßt, der sich vehement für sie eingesetzt hatte. Der Präsident telefonierte am Sonntagabend mit ihren Angehörigen, so ein hochrangiger Vertreter der Biden-Regierung. Avigail, deren Eltern beide vor ihren Augen erschossen wurden, wurde alleine in den Gazastreifen verschleppt. Biden sprach Avigails Schicksal in fast jedem Telefonat an, das er mit israelischen, katarischen und ägyptischen Gesprächspartnern führte, erklärte der Regierungsvertreter.
84-jährige freigelassene Geisel in kritischem Zustand
Die freigelassene Geisel Elma Avraham, 84 Jahre alt, wurde in ernstem, lebensbedrohlichem Zustand aus der Gefangenschaft der Hamas zurückgebracht, wie das Soroka Medical Center am Sonntagabend bestätigte. Sie wurde direkt aus dem Gazastreifen mit einem Hubschrauber evakuiert. Sie ist bewusstlos und an ein Beatmungsgerät angeschlossen.
Der Direktor des Krankenhauses gab am Sonntagabend eine Erklärung ab. Dr. Shlomi Kodesh sagte, der Zustand der Geisel nach ihrer Freilassung zeige, dass sie von ihren Hamas-Geiselnehmern nicht versorgt worden war.
Wenig Nahrung, aber keine Folter
Nach der Freilassung von 13 Israelis aus der Gefangenschaft der Hamas am Samstagabend sprach die israelische Nachrichtenseite N12 mit den Familien der Zurückgekehrten, um zu erfahren, wie ihre Angehörigen ihre Zeit in Gaza verbracht haben.
Die Familien berichteten, die Geiseln seien während ihrer Gefangenschaft mit Lebensmitteln versorgt worden. Sie sagten auch, sie seien nicht gefoltert oder körperlich misshandelt worden, obwohl die Menge an Nahrung, die sie erhalten hatten, minimal war und sie das Essen oft selbst zubereiten mussten, ebenso wie für die Kinder, mit denen sie zusammen waren.
Sie berichteten weiter, in den letzten zwei Wochen seien die Vorräte zur Neige gegangen und sie erhielten lediglich Fladenbrot und kleine Mengen Reis.
Einige der Geiseln sprachen von ihrer Angst in den letzten Minuten der Geiselübergabe. Gazabewohner hatten das Fahrzeug, das sie nach Ägypten brachte, mit Steinen beworfen. Sie befürchteten, die Menge könnte in letzter Minute versuchen, sie anzugreifen. „Bis zum letzten Moment waren wir uns nicht sicher“, erklärte eine Geisel: „Wir dachten, sie würden uns auf dem Weg nach Israel lynchen.“
Verlängerung des Waffenstillstands?
Am heutigen Montag sollen weitere 11 Geiseln freigelassen werden. Dies ist die letzte Gruppe des aktuellen Geiselabkommens. Sollten keine weiteren Geiseln entlassen werden, endet die vorübergehende Waffenpause morgen. Der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Majed Al-Ansari, erklärte, Katar hoffe, den Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas über die vereinbarten vier Tage hinaus zu verlängern.
„Wir hoffen, dass die Dynamik, die durch die Freilassung der beiden Geiselngruppen und die viertägige Vereinbarung entstanden ist, es uns ermöglicht, den Waffenstillstand über diese vier Tage hinaus zu verlängern und somit ernsthaftere Gespräche über die restlichen Geiseln zu führen“, sagte Al-Ansari gegenüber CNN.
Titelbild: Die am Sonntagabend freigelassenen Geiseln. Foto: privat