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Geiselfamilien rufen nach Waffenruhe – Angehörige gefallener Soldaten fordern die Vernichtung der Hamas

JERUSALEM, 18.12.2023 (NH) – Im Schatten der grausamen Geiseltragödie in dem palästinensischen Viertel Shuja’iyya erhöhen Angehörige der Gefangenen den Druck auf das Kriegskabinett. Die Geiselfamilien fordern sofortige Waffenrufe, um einen neuen Geiseldeal zu initiieren. Mitglieder anderer Familienforen befürchten jedoch, die aggressiven Proteste schaden kommenden Verhandlungen. Die israelische Regierung versichert “alles zu tun, um die Entführten zurückzubringen”.

Ein Land in Tod und Leben gespalten

Nach der tragischen Tötung der drei Geiseln Yotam Haim, Alon Shamriz und Samer Talalka am Freitag durch eigenen Armeebeschuss, liegen die Gemüter der Parteien blank – das Volk wird zerrissen. Hunderte Geiselfamilien demonstrierten vor der “Kirya”, dem Tel Aviver Regierungszentrum und dem Hauptstützpunkt der israelischen Verteidigungskräfte, und blockierten die Kaplan-Kreuzung, um einen weiteren Gefangenenaustausch voranzutreiben. Die Hamas hält am 73. Kriegstag noch immer 129 Israelis in ihrer Gewalt. Die Berichte, in welchen Geiseln in Hamas-Gefangenschaft kaltblütig ermordet werden, häufen sich. In den Augen der Familien läuft ihnen die Zeit davon. Nach mehreren Wochen blutiger Kämpfe müsse dringend eine neue Waffenruhe initiiert werden.

Doch zwischen die verzweifelten Schreie der Geiselfamilien mischen sich jetzt die Stimmen von Angehörigen gefallener Streitkräfte. Die hinterbliebenen Familien von 128 toten Soldaten drängen darauf, den Krieg um jeden Preis fortzusetzen. Die Trauernden fordern einen klaren Sieg über die Hamas. Nur so wäre das Blut ihrer Liebsten nicht umsonst vergossen worden. “Das war der Wille der Gefallenen und es ist unsere Pflicht im Namen des Lebens”, schrieb das “Familienforum der IDF-Opfer”  in einem Brief an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Geiselfamilien fordern Rache

Doch nicht nur die IDF-Familien fordern, die Offensive “Eiserne Schwerter” in Gaza unbeirrt weiterzuführen. Einige Geiselfamilien äußerten jüngst die Befürchtung, der immense Druck auf politischer Ebene erhöhe den Preis für zukünftige Abkommen und könnte die Möglichkeit auf weitere Geiselfreilassungen in weite Ferne rücken lassen. Auch sie appellierten in einem Schreiben an Israels Premierminister, in dem es hieß: “Einem übereilten Deal zuzustimmen und die Massenfreilassung von Mördern zu fordern, gefährdet das Leben der Geiseln, verzögert ihre Freilassung und gefährdet alle Bürger Israels.”

Einige Geisel-Foren weisen auch darauf hin, der Hauptschuldige für die schreckliche Tragödie am Wochenende sei die Hamas und nicht das israelische Militär. “Sie haben unsere Söhne und Töchter entführt, gefoltert und ermordet. Das Blut der Geiseln klebt einzig an den Händen der Hamas und die Terrororganisation muss den höchstmöglichen Preis für die Tragödie zahlen”, so in dem Schreiben.

Nervenzerreißende Kämpfe mit psychologischem Terror

Tatsächlich operieren Israels Streitkräfte in einer sehr komplexen und fast unmöglichen Realität im feindlichen Gazastreifen. Die Terrororganisation nutzt den unbändigen Willen der Soldaten, ihre verschleppten Brüder und Schwestern aus der Gefangenschaft zu befreien, brutal und kaltblütig aus. Die Terroristen versuchen, mit Hebräisch sprechenden Puppen, die mit Sprengfallen präpariert sind, die israelischen Kämpfer in Hinterhalte zu locken. Leider forderte diese grausame Falle bereits mehrfach das Leben israelischer Soldaten. 

Die Familien der Gefallenen beenden ihr Appell an Israels Premierminister mit dem Bibelvers Samuel 22,38: “Wie König David sagte: ‘Ich werde meine Feinde verfolgen und vernichten und nicht zurückkehren, bis sie vollständig verzehrt sind’.”

Titelbild: Die Kluft zwischen Geiselfamilien und Angehöriger gefallener Soldaten spaltet ein ganzes Land. Foto: Avshalom Sassoni/Flash90 (links) und Yonatan Sindel/Flash90 (rechts)

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