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Nach dem Tod eines hochrangigen Hisbollah-Anführers wächst die Kriegsgefahr

JERUSALEM, 08.01.2024 (TPS/TM) – Weder Israel noch die Hisbollah wollen einen Krieg gegeneinander, aber sie befinden sich auf Kollisionskurs. Wissam al-Tawil, stellvertretender Anführer bei der Eliteeinheit Radwan, wurde heute in der libanesischen Stadt Majdal Selm getötet. Eine Rakete traf den Geländewagen, in dem er unterwegs war. Nach Ansicht von Experten ist sein Tod ein schwerer Schlag für die Terrorgruppe. Jawad, wie er genannt wurde, war einer der bekanntesten Hisbollah-Generäle. Sein Tod könnte zu einer Eskalation führen.

Hisbollah hat Gebietsansprüche

Die libanesische Tageszeitung Al Akhbar, ein Sprachrohr der Hisbollah, berichtete in den vergangenen Tagen, dass der US-Gesandte Amos Hochstein ein Paket von Vereinbarungen vorbereite, das der Hisbollah Ruhe garantiere und den israelischen Evakuierten aus den nördlichen Gemeinden die Rückkehr in ihre Häuser ermögliche.

Nach Berichten von Al Akhbar ist den Amerikanern jedoch klar, dass Israel für diese Ruhe einen Preis zahlen muss. Die Hisbollah fordert israelische Zugeständnisse in 17 von ihr umkämpften Abschnitten der israelisch-libanesischen Grenze – ein gesichtswahrender Sieg, den Hisbollah-Führer Scheich Nasrallah für sich verbuchen könnte. Hochstein bereitet sich darauf vor, Israel Vorschläge zur Grenzziehung zu unterbreiten.

Hochstein besuchte Israel am Wochenende. Israelische Quellen sagten dem Pressedienst TPS, Jerusalem werde keine Zugeständnisse machen und weiter darauf bestehen, die Hisbollah aus dem Südlibanon zu vertreiben. „Wir werden die Truppen der Hisbollah von der Grenze im Norden entfernen, entweder durch die Diplomatie von Amos Hochstein oder durch Krieg“, unterstrich ein hoher israelischer Beamter.

Die Präsenz bewaffneter Hisbollah-Truppen im Südlibanon verstößt gegen die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates, die 2006 den zweiten Libanonkrieg beendete. Danach sollen die libanesischen Streitkräfte die einzigen bewaffneten Gruppen südlich des Litani-Flusses sein.

Israel will keinen Krieg mit der Hisbollah, während es die Hamas zerschlägt und versucht, seine Geiseln nach Hause zu bringen. Und im Libanon, der in Armut und politischer Lähmung versinkt, wehrt sich die Öffentlichkeit entschieden dagegen, dass die vom Iran unterstützte schiitische Hisbollah das Land wegen der sunnitischen Hamas in einen zerstörerischen Konflikt hineinzieht.

Die blaue Linie, die die 120 Kilometer lange Grenze markiert, wurde im Jahr 2000 von UNO-Kartographen gezogen, um den Rückzug Israels aus dem Libanon zu verifizieren, der später vom UNO-Sicherheitsrat als vollständig bestätigt wurde. Die Grenze verläuft von Rosh HaNikra an der Mittelmeerküste bis zum Berg Dov, wo die israelisch-libanesische Grenze mit Syrien zusammentrifft.

Die Hisbollah hat die Blaue Linie nie anerkannt und bestreitet zahlreiche Punkte entlang der Grenze. Dazu gehört auch ein Landstreifen auf dem Berg Dov selbst, den Israel von Syrien erobert hat. Die Hisbollah behauptet, das Gebiet mit dem Namen Shebaa Farms gehöre zum Libanon. Syrien hat sich dazu nicht geäußert.

Netanjahu besucht Truppen im Norden

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Wirtschaftsminister Nir Barkat haben heute israelische Truppen an der Nordgrenze besucht. Sie trafen sich mit einer Gruppe von Soldaten der Devora-Einheit, deren Familien evakuiert wurden.

Ministerpräsident Netanjahu im Gespräch mit israelischen Soldaten an der Nordgrenze. Foto: Amos Ben-Gershom (GPO)

Netanjahu gab eine Stellungnahme ab: „Ich habe mich entschieden, an einem Tag nach Kiryat Shmona zu kommen, an dem wir mit Panzerabwehrraketen beschossen werden. Ich schätze den Dienst sehr, den Sie und Ihre Freunde hier leisten, um unsere Nordgrenze zu verteidigen und auch um eine Botschaft an die Hisbollah zu senden. Die Hisbollah hat 2006 einen großen Fehler mit uns gemacht, und sie macht ihn jetzt wieder. Sie dachte, wir seien wie Spinnweben. Plötzlich sieht sie, was für eine ‘Spinne’ wir sind. Sie sieht hier eine große Kraft, die Einheit des Volkes, die Entschlossenheit, alles Notwendige zu tun, um die Sicherheit im Norden wiederherzustellen. Das ist meine Politik.“

Titelbild: Eine israelische Artillerieeinheit in der Nähe der israelischen Grenze zum Libanon. Foto: Ayal Margolin/Flash90

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