„Apartheid gibt es nicht, ihr Idioten“ – Vater der freigelassenen Geisel Emily Hand schlägt zurück
JERUSALEM, 17.01.2024 (NH) – Thomas Hand, der Vater von Emily Hand, die aus der Hamas-Geiselhaft befreit wurde, hat an einem Live-Interview in der bekannten britischen TV-Show von Piers Morgan teilgenommen. Der Vater fand zum Erstaunen der Sendungsleitung sehr harte Wort für die internationale Kritik an Israels angeblich unverhältnismäßiger Reaktion auf den Überraschungsangriff der Hamas: „Sie haben doch keine Ahnung und kein Recht, mit mir zu sprechen.“
„Ihr redet alle nur Scheiße“
Hand, ein gebürtiger Ire, unterstrich: „Die Menschen wissen gar nichts, wir leben es! Wir leben diese Realität jeden Tag seit 20 Jahren. Sie haben keine Ahnung. Haben Sie Israel besucht? Jeder, der sagt, dass Israels Reaktion unverhältnismäßig ist, waren Sie schon im Land und haben Sie sich die ‚Apartheid‘ angeschaut? Es gibt sie nicht, Ihr Idioten“, antwortet Hand erzürnt.
„Schauen Sie sich all die Schilder auf den Straßen an, sie sind auf Hebräisch, Arabisch und Englisch. Alle Busse mit elektronischen Anzeigetafeln sind auf Hebräisch, Arabisch und Englisch. Glauben Sie wirklich, dass der Staat sich die Mühe machen würde, alle Straßenschilder in alle drei Sprachen zu übersetzen, wenn es ein Apartheidstaat wäre? Wir hätten das Geld dafür nicht ausgegeben“, erklärt Hand. „Besuchen Sie irgendein Krankenhaus, eine Schule oder eine Stadt im Land – Sie werden arabische Professoren und Professorinnen in Krankenhäusern finden, überall. Ihr habt keine Ahnung und Ihr singt ‚From the River to the Sea‘, Ihr wisst nicht einmal, welcher Fluss. Ihr kennt weder die Geschichte noch Geografie.“
Tod der beiden Geiseln
Mitten im Interview informierte der britische Moderator den Vater über den Tod der beiden Geiseln Itai Svirsky und Yossi Sharabi. Thomas Hand schrie „Nein!“ und brach in Tränen aus. Seine Tochter wischte ihm sanft die Tränen aus dem Gesicht und streichelte ihren Vater fürsorglich. „Sie kommen aus dem Kibbuz Be’eri. Itai Svirsky war während der gesamten Geiselhaft bei Emily. Da ging es ihm gut“, erklärt Thomas die emotionale Reaktion.
Emily Hand wurde zu Beginn des Krieges für tot erklärt. Damals hatte Thomas Hand dem US-amerikanischen Fernsehsender CNN erklärt, er ziehe die Option vor, dass sein kleines Mädchen tot ist. Der Gedanke, sie könne als Kindergeisel von Hamasterroristen gefangen gehalten werden und die Angst, was sie in ihren Händen erleiden könnte, sei unerträglich: „Der Tod ist die bessere Option“, so Hand. Emily hatte ihre Mutter bereits im Kindesalter verloren. Thomas Hands erste Ehefrau Narkis, mit der er zwei erwachsene Kinder hat, kümmerte sich daraufhin aus eigenem Antrieb um das Mädchen und half, sie aufzuziehen. Narkis wurde bei dem Massaker in jüdischen Grenzgemeinden ermordet. Als dem Vater damals die Nachricht überbracht wurde, dass sein Kind nach Gaza entführt wurde, fiel er in ein Loch der Verzweiflung. Nach 50 Tagen, im Rahmen eines Gefangenenaustausches zwischen Israel und der Hamas, kehrte die Neunjährige am 25. November zurück nach Hause.
Elterliche Liebe verlernt
Im gestrigen Interview mit Piers Morgan berichtet Hand, es gehe seiner kleinen Tochter gut. „Kinder sind einfach erstaunlich widerstandsfähig“, erklärt Hand und fügte hinzu, sie spreche inzwischen fast in normaler Lautstärke. In der ersten Zeit nach der Geiselhaft habe Emily nur geflüstert. Die Neunjährige schlafe recht gut und habe nicht mehr allzu viele Albträume. „Manchmal beobachte ich sie in der Nacht, und ich sehe, wie sie ihr Gesicht verzieht. Dann wecke ich sie, um den Albtraum zu beenden.“
Als Emily von Narkis Ermordung hörte, sagte das Kind kein Wort. Erst spät in der Nacht weinte sich das Mädchen in den Schlaf. „Sie lang unter der Decke in ihrem Bett, aber ließ sich nicht von mir anfassen“, berichtet Hand. „Sie hatte verlernt, wie man von einem Elternteil getröstet wird. Ich musste sie einfach weinen lassen.“
136 Geiseln befinden sich noch immer in Gefangenschaft in Gaza.
Titelbild: Emily und ihr Vater bei ihrer Wiedervereinigung am 25. November 2023. Das Kind befand sich 50 Tagen in Hamas-Geiselhaft. Foto: IDF Spokesperson