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Evakuierungsplan für Rafah: 15 Zeltstädte entlang der Küste

JERUSALEM, 14.02.2024 (NH) – Die israelische Regierung hat einen detaillierten Plan für eine riesige Zeltstadt entlang der Küste Gazas vorgelegt. Die improvisierte Wohnanlage soll als Notunterkunft für palästinensische Einwohner aus Rafah genutzt werden. Israel sehe vor, dass die Vereinigten Staaten und einige arabischen Partner den Umsiedlungsplan der palästinensischen Bewohner finanzieren. Das berichtete die internationale, amerikanische Tageszeitung “Wall Street Journal”. Der Zeltstadt-Vorschlag sei ein erster Schritt, um ein umfangreiches Bodenmanöver der israelischen Armee in der südlich gelegenen Palästinenserstadt Rafah vorzubereiten.

Zeltstadt für eine Million Flüchtlinge

Dem “Wall Street Journal”-Bericht zufolge wurde der israelische Militär-Entwurf Ägypten bereits vor einigen Tagen vorgelegt und umfasst den Bau von 15 Anlagen mit jeweils 25.000 Zelten im südwestlichen Gazastreifen. Die Notunterkunft soll sich vom südlichen Rand von Gaza-Stadt bis hinunter zum Gebiet Al Mawasi nördlich von Rafah erstrecken und insgesamt 1,4 Millionen Menschen beherbergen. Offiziellen Angaben zufolge soll die ägyptische Regierung für den Bau der Zeltstädte, zu denen auch medizinische Einrichtungen gehören, verantwortlich sein.

Das Konzept soll nicht nur der Armee ermöglichen, ihren Kampf in Rafah gegen die Hamas fortzusetzen und die Einwanderung von Flüchtlingen nach Ägypten verhindern, sondern auch den Schaden an der Zivilbevölkerung minimieren. Dem israelischen Nachrichtensender Kanal 12 zufolge habe Netanjahu dem Kriegskabinett mitgeteilt, die geplante Rafah-Operation müsse unbedingt vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan, der am 10. März beginnt, beendet werden.

Al-Akhbar: “Plan wurde genehmigt”

Dem US-Bericht zufolge habe Israel den Plan in den vergangenen Tagen zunächst Ägypten vorgelegt. Die libanesische Zeitung “Al-Akhbar”, die der Terrororganisation Hisbollah nahesteht, berichtet jedoch, dass Israel nicht nur eine Reihe von Vereinbarungen mit den USA und anderen Ländern in der Region getroffen, sondern bereits grünes Licht für die bevorstehende Militäroperation erhalten habe.

Dem libanesischen Zeitungsbericht zufolge handelt es sich um eine Koordination zwischen Israel, den Vereinigten Staaten, Ägypten, Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Weiter habe Israel schon eine grundsätzliche Einigung mit Ägypten und den USA erzielt, die auch eine Art künstlich errichtete Insel, die in den kommenden Wochen westlich der Küste des Gazastreifens gebaut werden soll, beinhaltet. Das Inselstück soll eine große Anzahl von flüchtigen Gazabewohnern beherbergen. 

Internationale Besorgnis

Die Ankündigung des israelischen Premierministers, Vorbereitungen für eine Militäroperation in Rafah zu treffen, löste weltweit große Besorgnis aus. In Netanjahus Augen habe der Sturz der Hamas-Brigaden in der Stadt Priorität, während die internationale Gemeinschaft eine humanitäre Flüchtlingskatastrophe vorhersieht. Im Schatten der geplanten “Hamas-Säuberung” in Rafah bestätigte das Weißes Haus, US-Präsident Biden habe Israels Reaktion in Gaza als “übertrieben” betitelt.

Neben den Vereinigten Staaten äußerte auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock ihre Sorge über die drohende Offensive. Baerbock zufolge habe Israel zwar das Recht, sich gegen den Terrorismus zu verteidigen, das bedeute jedoch nicht die Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung. Auch die Außenminister Kanadas und Großbritanniens nennen die Meldung über eine israelische Militäroperation in Rafah besorgniserregend. Der Vorsitzende der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, verurteilte die geplante Invasion scharf und warnte, die israelische Offensive werde “die Sicherheit und den Frieden in der Region und in der Welt gefährden”.

Titelbild: Palästinenser kaufen Lebensmittel in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen. Eine große Zahl von Flüchtlingen hat während des jüngsten Krieges zwischen Israel und der Hamas in der Stadt Zuflucht gefunden. Foto: Abed Rahim Khatib/Flash90

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