
***GERETTET*** Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Almog Meir
JERUSALEM, 14.03.2024 (LS) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.
„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (Mischna, Sanhedrin 4:5)
Almog Meir (21), Or Yehuda
Almog war zuletzt in einem Video zu sehen, das die Hamas am Samstag, dem 7. Oktober 2023, um 12.30 Uhr nach dem Massaker auf dem Supernova-Rave in der Wüste aufgenommen hatte.
„Man sieht fünf junge Männer, einige von ihnen gefesselt, alle verängstigt, und man sieht Almog ganz deutlich“, so sein Onkel, Aviram Meir. Das Video zeigt Almog, der seine Hände schützend über den Kopf hält, in der Angst, geschlagen zu werden, und dem das Entsetzen über das, was ihm widerfährt, ins Gesicht geschrieben steht.
Die israelische Armee identifizierte Almog ebenfalls in dem Video und bestätigte der Familie Meir am 12. Oktober offiziell, dass Almog im Gazastreifen gefangen gehalten wird.

Almog hatte den Freitagabend bei seinen Großeltern verbracht und seiner Großmutter geholfen, seinen Großvater zu duschen, nachdem sich der 87-Jährige zwei Wochen zuvor einer Rückenoperation unterzogen hatte.
„Er ist ein lebenslustiger Typ, der das Leben leichtnimmt“, erzählte Aviram. „Als Kind war er sehr schelmisch.“
Almog wurde vor drei Monaten aus dem Armeedienst entlassen und wollte schon bald seine Arbeit als Techniker bei Ness Israel aufnehmen. Er besuchte das Musikfestival mit seinem engsten Freund aus seiner dreijährigen Wehrdienstzeit.
Am Samstag um 7.45 Uhr erhielt Almogs Mutter, Orit Meir, einen Anruf ihres Sohnes. „Er sagte zu mir: ‚Mama, sie haben das Festival geschlossen. Überall sind Raketen und Schüsse zu hören. Ich verstecke mich. Ich werde dich alle halbe Stunde anrufen. Mama, ich liebe dich.‘ Das war der letzte Anruf von ihm.“
Die Familie hat inzwischen herausgefunden, dass er in das Auto seines Freundes Tomer stieg, aber als die beiden versuchten, wegzufahren, wurden sie beschossen und kamen nicht weit. Das wissen sie, weil Tomer es noch schaffte, seine Eltern anzurufen und ihnen mitzuteilen, dass sie jetzt das Auto verließen und wegrannten. Doch Tomer wurde ermordet, und seine Leiche war so stark verbrannt, dass die Gerichtsmedizin zwei Wochen brauchte, um seine Identität anhand von Zahnunterlagen festzustellen. Zwei Schwestern, die versuchten, mit den beiden zu fliehen, wurden ebenfalls bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
Almog lebte mit seiner Mutter in ihrem Haus in Or Yehuda, in der Nähe von Tel Aviv. Das Geiselvideo gibt Orit einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass ihr Sohn noch lebt.
Sie hält sich selbst auf Trab und setzt sich für seine Freilassung ein. Sie nimmt Schlaftabletten, um die Nacht zu überstehen, und geht zu einem vom israelischen Staat bereitgestellten Berater, der ihr helfen soll, über die Situation zu sprechen.
Orit hat ihre Arbeit aufgegeben und kann sich nicht einmal mehr so gut konzentrieren, dass sie das Autofahren riskieren könnte. Einmal pro Woche besuchen mindestens ein Dutzend Freunde Almogs sie zu Hause, wo sie Videos von ihm ansehen, Fotos herumreichen und Geschichten austauschen.
Diese Bilder aus der Zeit vor dem Massaker vom 7. Oktober zeigen einen lebhaften, lebenslustigen jungen Mann. „Almog lächelt immer, er hat immer ein Lächeln im Gesicht. Er ist voller Energie. Er unternimmt ständig etwas. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er in einem Tunnel oder wo auch immer er ist, zurechtkommt“, so Orit.
Doch sie erinnert sich auch daran, wie Almog seinem Großvater nach dessen Rückenoperation half. „Er war zu Hause so sensibel (…) er hat ihn gewaschen und ihm geholfen, sich selbst zu waschen, weil er es nicht konnte. Er hat uns alle hochgehoben. Er hat mir sehr geholfen“, erzählte sie mit Tränen den Augen.
Die Meirs stehen in Kontakt mit anderen Familien, deren Angehörige sich in Hamas-Gefangenschaft befinden, und arbeiten mit der Regierung zusammen.
In einem Appell, der über The Telegraph veröffentlicht wurde – in der Hoffnung, dass ihr Sohn es irgendwie sehen könnte – erklärte Orit: „Almog, wenn du mich jetzt siehst, wir lieben dich. Die ganze Familie, alle. Deine Freunde, alle. Wir werden alles tun, um dich bald wieder nach Hause zu bringen. Sei stark, sei stark. Ich liebe dich.“
Almog, wir beten für Deine Rückkehr.
***UPDATE***
Die Geiselfamilien und die gesamte israelische Nation warteten 246 Tage lang auf diese Nachricht: Das israelische Militär hat am 8. Juni nach acht Monaten Gefangenschaft die Geiseln Almog Meir Jan (21), Shlomi Ziv (40), Andrej Kozlov (27) und Noa Argamani (26) aus zwei zivilen Wohnhäusern in Nuseirat im Herzen des zentralen Gazastreifens befreit. An der komplexen und waghalsigen Rettungsaktion waren hunderte Spezialkräfte der Armee und der Anti-Terror-Einheit der Grenzpolizei beteiligt. Da es sich bei der Palästinenserstadt Nuseirat um dicht besiedeltes Wohngebiet handelt, wurde die Operation über mehrere Wochen akribisch geplant, um die Opfer auf palästinensischer Seite zu minimieren.
Noa wurde getrennt von Almog, Shlomi und Andrej festgehalten. Die 26-Jährige befand sich in einem Wohnhaus im ersten Stock, die drei Männer wurden hunderte Meter weiter im dritten Stock eines anderen Gebäudes festgehalten. Alle Entführten befanden sich in der Gewalt palästinensischer ziviler Familien, die von der Hamas bezahlt wurden.
Vater stirbt kurz vor der Befreiung seines geliebten Sohnes
Tragischerweise wurde Almogs Vater am Samstag tot in seinem Haus aufgefunden, wie israelische Medien am Samstagabend berichteten. Den Berichten zufolge war Meirs Vater, Yossi Meir, zuvor krank und lebte allein in Kfar Saba. Almog lebt mit seiner Mutter in Or Yehuda.
Einigen Berichten zufolge wurde er von IDF-Vertretern, die gekommen waren, um die Nachricht von der Rettung seines Sohnes während der IDF-Operation am Samstag zu verkünden, bewusstlos in seinem Haus aufgefunden.
Obwohl er krank war, erklärten Familienmitglieder gegenüber israelischen Medien, sie glauben, er sei an seinem Kummer gestorben. „In der Nacht vor der Rückkehr Almogs [zu meinem Bruder] blieb sein Herz stehen. Er konnte ihn nicht mehr sehen“, erzählte Yossis Schwester Dina gegenüber KAN Bet.
„Yossi liebte Almog von ganzem Herzen und quälte sich Tag für Tag. Sein Herz konnte es nicht ertragen, und tragischerweise verstummte es 20 Stunden vor dem Glück, das ihn erwartete“, sagte Rabbi Lior Engelman, ein enger Freund von Yossi Meir, gegenüber israelischen Medien.
Die Rettung der vier Geiseln führte nicht nur zu Freudenausbrüchen im ganzen Land, sondern auch zu Feierlichkeiten unter Israelis im Ausland. Besonders bewegende Momente gab es bei der Wiedervereinigung der Entführten mit ihren Familien und Freunden. Almog, Shlomi , Andrej und Noa – Willkommen Zuhause!

