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Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Michel Nisenbaum

JERUSALEM, 28.03.2024 (LS) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.

„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt” (Mischna, Sanhedrin 4:5)

Michel Nisenbaum (59), Sderot

Michel, der ursprünglich aus Niterói im Bundesstaat Rio de Janeiro, Brasilien, stammt, lebt seit 1988 in Israel, nachdem er als Teenager Alija gemacht hatte. Er lebt derzeit in Sderot und ist Vater von zwei Töchtern und Großvater von fünf Kindern.

Er lässt keine Gelegenheit aus, um mit Freunden Kaffee zu trinken oder Wanderungen zu unternehmen. Seine Töchter erinnern sich an eine glückliche Kindheit mit Ausflügen in die Natur. Michel ist in der südlichen Region eine bekannte Persönlichkeit, da er in so vielen Bereichen aktiv ist – vom Reiseführer auf dem beliebten “Salad Trail” bis zum Krankenwagenfahrer für die United Hatzalah-Notfalldienste. Vor kurzem absolvierte er einen Reiseleiterkurs, kaufte einen Jeep und eröffnete sein eigenes Unternehmen, um mit Besuchern in seinem geliebten Süden zu arbeiten.

“Er erlebte das beste Jahr seines Lebens”, so seine Tochter Chen. “Ich glaube nicht, dass er jemals zuvor einen solchen Höhepunkt erreicht hat.”

Aber was Michel Nisenbaum mehr als alles andere ausmacht, ist seine Liebe zu seiner Familie. “Er ist so ein stolzer Vater und Großvater”, erklärt Chen. “Er prahlt immer vor allen mit uns.“

Chen erzählt, sie und ihre beiden Kinder hätten am Abend vor dem Massaker mit ihrem Mann, einem Berufssoldaten, der auf dem Stützpunkt Re’im stationiert ist, zu Abend gegessen. Chen entschied sich, mit dem jüngeren Kind nach Hause zu gehen, während ihre Tochter die Nacht bei ihrem Vater auf dem Stützpunkt verbrachte. Als die Morgendämmerung anbrach und die Sirenen heulten, bat Chens Ehemann sie, da er eine Verschlechterung der Lage befürchtete, das Kind abzuholen. Die hochschwangere Chen rief ihren Vater an und bat ihn, an ihrer Stelle zu gehen.

Michel und sein Schwiegersohn verabredeten sich auf halber Strecke auf der Straße, aber der Stützpunkt wurde schnell von der Hamas überrannt. Chens Ehemann schützte sein verängstigtes Kind unter seinem Schreibtisch, indem er es mit einer kugelsicheren Weste bedeckte und die Terroristen abwehrte, indem er durch das Bürofenster schoss. Beide überlebten und wurden noch in derselben Nacht aus dem Stützpunkt evakuiert.

Michel jedoch ereilte ein anderes Schicksal. Zehn Minuten, nachdem er Sderot verlassen hatte, um sich mit seinem Schwiegersohn zu treffen, brach jegliche Verbindung zu ihm ab. Chen, die von der eskalierenden Situation geschockt war, rief verzweifelt ihren Vater an und hoffte auf eine Antwort. Nach einer Weile antworteten die Terroristen und riefen Worte auf Arabisch wie “Hamas, Hamas”, bevor sie abrupt auflegten.

Michels verbranntes Auto wurde später mitten auf der Straße gefunden. Die Polizei bestätigte, dass er sich nicht darin befand, als es in Brand gesetzt wurde. Sein Telefon wurde unbeschädigt an der Seite des Wagens gefunden. Zwei Wochen nach diesem erschütternden Tag erhielt die Familie die niederschmetternde Nachricht, dass Michel nach Gaza entführt worden war.

“Da er so viele Leute im Süden kannte, nahmen wir an, dass er mit jemandem zusammen ist, den er kennt. Wir hofften, dass einige der freigelassenen Geiseln Neuigkeiten für uns haben könnten”, so Michels zweite Tochter Michal. “Aber niemand hat ihn gesehen oder auch nur von ihm gehört. Wir wissen nichts.”

Ihr Vater leide an Morbus Crohn und anderen gesundheitlichen Beschwerden, erzählen seine Töchter. Sie glauben nicht, dass er in Gaza die richtige Behandlung erhält.

“Es ist unfassbar”, so Chen, “dass es so viele Tage später noch immer keine Informationen über seinen Zustand gibt. Wir wissen nicht, ob er lebt oder tot ist”.

Michel, wir beten für Deine Rückkehr.

Die Töchter von Michel Nissenbaum fordern dessen sofortige Freilassung aus dem Gazastreifen
Chen und Michal mit dem Bild ihres Vaters. Foto: Yossi Aloni/Flash90

Titelbild: Michel Nisenbaum. Foto: privat

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