
+++FREIGELASSEN+++ Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Gadi Moses
JERUSALEM, 02.04.2024 (LS) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.
„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (Mischna, Sanhedrin 4:5)
Gadi Moses (80), Nir Oz
Gadi wurde am 7. Oktober gefangen genommen, als er versuchte, mit Hamas-Terroristen zu verhandeln, die die Gemeinde angriffen. Er wurde zuletzt vor seinem Haus gesehen, als die Terroristen Geld und die Schlüssel zu seinem Auto forderten.
Der Landwirt und Kartoffelexperte war der Lebensgefährte von Efrat Katz (69) und hatte eine große Familie in Nir Oz. Seine Partnerin Efrat befand sich im Haus mit ihrer Tochter Doron, die mit ihren beiden Töchtern übers Wochenende zu Besuch war.
Die ganze Familie wurde von den Hamas-Terroristen als Geiseln genommen. Efrat Katz war zunächst in einem Hamas-Video zu sehen, wie sie zusammen mit ihrer Tochter und ihren Enkeltöchtern auf die Ladefläche eines Autos gebracht wird, doch ihre Leiche wurde einige Tage nach dem Massaker vom 7. Oktober gefunden.
Doron und ihre zwei kleinen Töchter Raz und Aviv wurden im November in einem Geiselabkommen freigelassen.

Gadi wurde separat gefangen genommen. Ein Foto, das die Hamas von ihm gemacht hatte, wurde einige Tage später von seinem Sohn gefunden. Anfang Dezember veröffentlichte der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ) ein Video, in dem die Geiseln Gadi Moses und Elad Kazir erscheinen.

Gadis 19-jährige Enkelin Shani flog mit ihrem Vater Yair Moses in die USA, um auf das Schicksal ihres Großvaters aufmerksam zu machen.
Shanis Großmutter Margalit Moses war ebenfalls entführt und am 24. November freigelassen worden. Beide Großeltern lebten in Nir Oz, wo Shani ihre Kindheit verbracht hatte.
Yair sprach auf der Demonstration „100 Tage der Gefangenschaft“ auf dem Dag Hammarskjöld Plaza in der Nähe des Hauptquartiers der Vereinten Nationen, während Shani ein Poster ihres Großvaters in der Hand hielt.
„Mir gefällt der Gedanke nicht, dass ich zum ersten Mal nach New York komme, weil mein Großvater vermisst wird. Aber es macht diese Erfahrung anders“, erklärte Shani. „Ich bin den ganzen Weg hierhergekommen, 12 Stunden Flug, um zu schreien, dass ich meinen Großvater jetzt zu Hause brauche.“
„Wenn mein Vater und ich uns unterhalten, weine ich, weil es eine wirklich schwere Zeit für uns ist. Alles, was ich tue, ist, an meinen Großvater zu denken und mir Sorgen um ihn zu machen“, so Shani. „Ich hoffe, dass er stark bleibt, ich weiß, dass mein Großvater ein wirklich starker Mensch ist.“
Yair erzählt, die Familie habe einen Tag lang gefeiert, als seine Mutter Margalit mit der ersten Welle von Geiseln am 24. November freigelassen wurde. Dann habe man wieder Druck für die Freilassung seines Vaters und der übrigen Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden, ausgeübt.
Er rief die humanitären Organisationen, insbesondere das Rote Kreuz, auf, mehr zu tun – er bezeichnete das Rote Kreuz als „Taxidienst“. Das Rote Kreuz hat die Geiseln weder besucht noch ihnen Medikamente gebracht.
Yair erklärt, seine Mutter sei zum Schlafen auf ein Beatmungsgerät angewiesen, und sie habe 49 Tage lang nicht geschlafen, nachdem ihr die Entführer das Beatmungsgerät weggenommen hatten.

Als Margalit nach Hause zurückkehrte, fühlte sich ihre Enkelin nur halb voll. „Es war unglaublich, eine große Erleichterung. Man fühlt sich halb voll, aber nicht ganz“, so Shani. „Nach 49 Tagen wurde sie entlassen. Sie wurde kleiner und kränklich, aber jetzt geht es ihr gut und die ganze Familie ist die ganze Zeit bei ihr“.
„Das ist es, was ich jetzt mache. Wenn ich mir Sorgen um meinen Großvater mache, bin ich bei meiner Großmutter.“
„Mein Großvater trinkt wirklich gerne Wein, er macht sogar selbst Wein. Alles, was ich will, ist, dass er zurückkommt und wir zusammensitzen, über das Leben reden und ein Glas Scotch oder Wein trinken“, so Shani. „Früher hat mich mein Großvater immer gebeten, einen Schluck zu trinken, und ich habe gesagt: ‚Nein danke, ich will nicht‘, aber jetzt will ich nur noch das“, erzählt Shani. „Mit ihm zusammensitzen und Wein oder Scotch trinken, auch wenn ich es eigentlich eklig finde. Einfach mit ihm zusammen sein.“
Gadi, wir beten für Deine Rückkehr.
+++UPDATE+++
Agam Berger (20), Arbel Yehud (29) und Gadi Mozes (80) sowie fünf Thailänder wurden nach 482 Tagen Geiselhaft am 30. Januar 2025 freigelassen. Die Übergabe fand an zwei verschiedenen Orten im Gazastreifen statt. Agam musste in Jabaliya an einer Propagandashow der Terroristen mitwirken. Sie trug olivgrüne Kleidung, die wie eine Armee-Uniform aussehen sollte. Sie winkte der vor der Bühne versammelten Menge zu, bevor sie von bewaffneten Hamasterroristen den Vertretern des Roten Kreuzes übergeben wurde. Arbel und Gadi wurden zusammen mit den fünf thailändischen Geiseln unter chaotischen und gefährlichen Umständen in Khan Yunis, vor dem zerstörten Haus des getöteten Hamas-Führers Yahya Sinwar, an das Rote Kreuz übergeben. Auf einer Militärbasis nahe der Gazagrenze konnten sie ihre Familien in die Arme schließen. Willkommen zuhause!

Titelbild: Gadi Moses mit seiner verstorbenen Lebensgefährtin Efrat Katz, die am 7. Oktober von Hamas-Terroristen ermordet wurde. Foto: privat