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Premierminister Netanjahu über Geiseldeal mit Gaza: “Israel ist kompromissbereit, Hamas nicht”

JERUSALEM, 02.04.2024 (NH) – Nur wenige Stunden vor seiner  Operation hat der israelische Premierminister eine Pressekonferenz in Jerusalem abgehalten. Während Zehntausende Demonstranten vor der Knesset gegen die amtierende Regierung demonstrierten, versuchte Netanjahu zu erklären, dass “die Hamas die ersten sein werden, die vorgezogene Wahlen begrüßen”. Ein solcher Schritt würde den Geiselaustauch-Verhandlungen schaden. Der Premier versicherte, alles zu unternehmen, um die Entführten nach Hause zu bringen und ging auch auf die geplante Rafah-Operation ein.

“Ohne Rafah gibt es keinen Sieg”

Zu Beginn seiner Ausführungen stärkte Netanjahu die israelischen Streitkräfte in der Enklave und lobte die vorbildliche Operation im Shifa-Krankenhaus in Gaza. “Hunderte von Terroristen haben sich ergeben. So sieht ein Krankenhaus nirgendwo auf der Welt aus, so sieht das Haus eines Terroristen aus. Die wichtigen Informationen, die unsere Streitkräfte während der Operation erhalten haben, helfen ihnen, unsere Entführten zu finden”, erklärte Netanjahu. Weiter berichtete der Premierminister, er habe die Pläne des Militärs für eine Operation in Rafah bereits gebilligt und weder der Druck der USA noch der muslimische Fastenmonat Ramadan hätten etwas mit der Verzögerung zu tun. “Die Armee bereitet sich darauf vor, die (palästinensische) Zivilbevölkerung zu evakuieren und humanitäre Hilfe zu leisten. Das braucht Zeit, aber wir werden es schaffen. Es gibt keinen Sieg, ohne in Rafah einzumarschieren – und es gibt keinen Sieg ohne die Eliminierung der dort stationierte Hamas-Brigaden”, verkündete der Premier.

Israel lockert Position – Hamas verhärtet Forderungen

Die geplante Rafah-Operation bereitet vielen Geiselfamilien jedoch große Sorgen. “Ich möchte Ihnen sagen, dass die Verzweiflung und der Schmerz der Familien der Entführten mein Herz durchbohrt. Ich denke, sie durchdringen die Herzen von uns allen. Ihre Lieben sind unsere Lieben”, versicherte der Premierminister.  “Wer sagt, dass ich nicht alles tue, um die Entführten zurückzubringen, der irrt und täuscht, und wer die Wahrheit kennt und diese Lüge wiederholt, tut den Geiselfamilien Unrecht”. Netanjahu wies auch auf die anhaltenden Verhandlungen mit der Hamas über einen Geiseldeal hin und erklärte, dass “Israel zwar seine Positionen gelockert hat, aber die Hamas ihre Bedingungen verhärtet”. “Die Forderungen der Hamas haben Auswirkungen auf die Sicherheit, die ich hier nicht näher erläutern werde. Trotz aller Schwierigkeiten müssen die Verhandlungen ruhig und mit sachkundiger Entschlossenheit geführt werden. Das ist der einzige Weg, um unsere Entführten zurückzubringen – alle unsere Entführten.”

Wahlen würden das Land lähmen

Die Pressekonferenz fiel mit einer lautstarken Massendemonstration vor Netanjahus Büro zusammen. In Bezug auf die Proteste gegen seine Regierung, die vorgezogene Neuwahlen fordern, erklärte Netanjahu, “dass Neuwahlen mitten im Krieg und kurz vor dem Sieg, den Staat für mindestens sechs Monate lähmen würden”. “Neuwahlen werden den Krieg vor seinen Zielen beenden, und die ersten, die sich darüber freuen, sind die Hamas. Ich setze mich für die Rückkehr all unserer Entführten ein, Männer, Frauen und Soldaten. Ich werde niemanden zurücklassen. So Gott will, werden wir kämpfen und siegen.”

Die Konferenz fand vor der Operation des Regierungschefs statt, die er unter Vollnarkose im Hadassah-Krankenhaus durchlief. Netanjahu wurde kurz zuvor mit einem Leistenbruch diagnonstiziert. An seiner Stelle agiert derzeit Justizminister Yariv Levin, der auch den Titel des stellvertretenden Ministerpräsidenten trägt.

Titelbild: Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spricht während einer Pressekonferenz in Jerusalem am 31. März 2024. Foto: Marc Israel Sellem/POOL

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