
+++ERMORDET+++Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Hanan Yablonka
JERUSALEM, 25.04.2024 (LS) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.
„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (Mischna, Sanhedrin 4:5)
Hanan Yablonka (42), Tel Aviv
Hanan gehörte zu den Tausenden, die am 7. Oktober das Musikfestival nahe der Grenze zu Gaza besuchten. Der zweifache Familienvater liebt Musik, so seine Nichte, Emanuel Abady. Seine Familie wusste zunächst jedoch nicht, dass er das Festival besucht hatte. Erst als sie am späten Abend des 7. Oktober nichts mehr von ihm hörten, begannen sie zu telefonieren, die sozialen Medien zu durchforsten und die Polizei zu kontaktieren.
Ein Überwachungsvideo, das die Familie später erhiehlt, zeigt einen Mann, von dem die Familie sagt, es handele sich um Hanan, auf einem überfüllten Festivalparkplatz, wobei er an einer Stelle hinter einem Auto kauerte. Hanan war mit vier Freunden in seinem Fahrzeug unterwegs. Kurz vor 7 Uhr morgens rief einer seiner Freunde aus dem Auto heraus den israelischen Notdienst an und erklärte, jemand sei erschossen worden. In Textnachrichten, die zwei Frauen, die sich in dem Fahrzeug befanden, an ihre Familien schickten, hieß es, Hanan sei der Fahrer und sie versuchten zu fliehen.
Ein weiteres Video, das der Familie gezeigt wurde, zeigte das beschädigte Auto mit zerschossener Heckscheibe und zersplittertem Glas, einem Rucksack und auf dem Sitz verstreuter Kleidung. Das Auto wurde in der Nähe des Kibbuz Mefalsim gefunden, einige Kilometer vom Festivalgelände entfernt. Die Leichname von Hanans Freunden, zwei Männer und zwei Frauen, wurden ebenfalls gefunden. Eine Leiche befand sich im Auto, eine zweite auf einem Feld und zwei weitere in einem Versteck in der Nähe, wo die Flüchtenden von den Terroristen gefunden und ermordet wurden.
Fast drei Monate lang vermisst
Es gab keine Spur von Hanan, auch keine Blutspritzer. Seine Schlüssel, sein Telefon und sein Ausweis befanden sich im Auto.
Hanan ist geschieden und Vater zweier Kinder im Alter von 12 und 9 Jahren. Laut seiner Mutter Vered ist er ein Sport- und Musikliebhaber.
Ihr Sohn hatte am Freitagabend, dem 6. Oktober, noch mit ihr und ihrem Mann zu Abend gegessen und war dann mit Freunden zum Geburtstag eines anderen Freundes aufgebrochen. Die Freunde fuhren zunächst in Richtung Norden, kehrten dann in Hadera um und beschlossen, zu dem Festival fahren.
Bis Anfang Januar wusste die Familie nicht, ob Hanan tatsächlich entführt worden war. Er galt fast drei Monate lang als vermisst. Am 4. Januar erhielten sie schließlich die offizielle Bestätigung, er befinde sich als Geisel in Gaza.
Hanans Vater Reuven erklärte nach dieser Nachricht gegenüber N12: „Wir haben jetzt Hoffnung. Wir wissen seit fast 100 Tagen, dass er gefangen genommen worden sein könnte – jetzt haben wir die positive Nachricht erhalten. Wir kennen seinen Zustand nicht, aber wir hoffen, in naher Zukunft mehr zu erfahren.“
Hanans Schwester schrieb in einem Beitrag in den sozialen Medien: „Sie haben uns offiziell mitgeteilt, dass unser geliebter Hanan entführt wurde. Wir werden weiterhin die Tage in der Gefangenschaft zählen und beten, dass er schnell zu uns zurückkehrt.“
Hanan, auch wir beten für Deine Rückkehr.
+++UPDATE+++
Hanan Yablonkas Tod wurde offiziell am 24.05.2024 bekanntgegeben und seine Leiche aus Gaza geborgen. Zwei weitere getötete Geiseln wurden in derselben Operation der israelischen Armee (IDF) in der Nacht zuvor gefunden: Orión Hernández Radoux und Michel Nisenbaum. Nach verifizierten Geheimdienstinformationen der IDF wurden die Geiseln während des Massakers vom 7. Oktober ermordet und von Hamas-Terroristen von der Mefalsim-Kreuzung nach Gaza verschleppt. Die Leichen der drei Geiseln wurden bei einer gemeinsamen Operation der IDF und der ISA (Israel Security Agency) in Jabaliya geborgen. Grundlage hierfür waren präzise Informationen, die in den Tagen zuvor vom Hauptquartier für Geiseln und Vermisste des IDF-Nachrichtendienstes in Zusammenarbeit mit der ISA gesammelt und analysiert wurden.

Titelbild: Hanan Yablonka. Foto: privat