Nach 456 Tagen: Hamas veröffentlicht Geiselvideo der Überwachungssoldatin Liri Albag
JERUSALEM 05.01.2025 (LS) – Die Terrorgruppe Hamas hat am Samstag ein Lebenszeichen der Geisel Liri Albag (19) veröffentlicht – 456 Tage, nachdem sie von der Militärbasis Nahal Oz nahe der Grenze zum Gazastreifen entführt worden war.
Albag diente als Späherin der israelischen Armee und wurde während des Massakers vom 7. Oktober von Hamas-Terroristen entführt.
Ihre Familie hat darum gebeten, den Videoclip und ihre darin geäußerten Worte zumindest vorerst nicht zu veröffentlichen. Sie haben jedoch die Verwendung von Screenshots aus dem Video gestattet.
Die ehemalige Geisel Yagil Yaakov, der im Alter von 13 Jahren zusammen mit seinem Bruder aus Nir Oz entführt wurde und nach 52 Tagen im Rahmen des ersten Geiselabkommens zurückkehrte, erzählt, die Entführer hätten ihm damals mit vorgehaltener Waffe diktiert, was er zu sagen hatte.
„Das Video von Liri Elbag gab mir einen Flashback von mir selbst vor mehr als einem Jahr“, schrieb er in einer Instagram-Story. „Ich stehe vor einer AK-47, die auf mich gerichtet ist, habe Angst und flehe darum, nach Hause zurückzukehren. Ein Terrorist steht da und sagt mir, was ich sagen soll, und ich bin allein und hoffe, dass meine Mutter das sieht und weiß, dass ich nur nach Hause kommen will.“
Politiker geben Mut
Am Samstagabend telefonierte der israelische Präsident Isaac Herzog mit Liris Eltern Shira und Eli Albag. Während des Gesprächs versuchte der Präsident, ihnen nach dem Erhalt des zutiefst erschütternden Videos, das nach einer so langen Zeit auch ein Lebenszeichen war, Kraft und Unterstützung zu geben.
In dem emotionalen und schmerzhaften Gespräch bekräftigte der Präsident, dass die israelischen Vertreter, die derzeit die Verhandlungen führen, hartnäckig bleiben und am Verhandlungstisch bleiben müssen, bis alle 100 Geiseln nach Hause zurückgekehrt sind.
Auch Premierminister Benjamin Netanjahu sprach mit Shira und Eli und betonte, er identifiziere sich mit dem Leid, das Liri, ihre Familie und alle Geiseln und ihre Familien ertragen müssen. Während des Gesprächs versprach Netanjahu, Israel arbeite weiterhin unermüdlich daran, Liri und alle Geiseln nach Hause zu bringen.
„Wir sind hier und kämpfen für Dich“
Eli und Shira Albag sprachen am Samstagabend über das Video ihrer Tochter. Eli wandte sich zunächst an die Nation und erklärte: „Liebes Volk Israel, heute haben wir ein Lebenszeichen von Liri erhalten. Wir haben ein Video gesehen, das schwer zu ertragen war. Das ist nicht die Liri, die wir kennen.“
Shira fügte hinzu: „Wir haben vom Premierminister und vom Verteidigungsminister gefordert, dass das Verhandlungsteam nicht ohne eine Einigung zurückkehren darf. Wir haben ihren Worten entnommen, dass sie bereit sind, ein Abkommen zu schließen und alle Geiseln nach Hause zu bringen.“
Mit brüchiger Stimme wandte sie sich an ihre Tochter: „Ich möchte Liri sagen, wenn sie das hier sieht: Liri, wir kämpfen für dich, wir geben dich nicht auf, und du kommst lebend nach Hause. Du kommst zurück. Ja, es ist hart dort und ja, du leidest, aber du kommst lebend nach Hause. Mama verspricht es dir, Mama und Papa versprechen es dir, und wir halten unsere Versprechen – es wird bald geschehen, so Gott will, es wird bald geschehen. Glaube daran, wir geben nicht auf, gib auch du dort nicht auf, kämpfe weiter und überlebe. Du bist stark. Wir sind hier und kämpfen für dich. Ich liebe dich so sehr und vermisse dich schrecklich und warte darauf, dich in die Arme zu schließen.“
Titelbild: Liri Albag in einem von der Hamas veröffentlichten Geiselvideo. Foto: Screenshot Hamas-Video/Hostages Families Forum