zurück zu Aktuelles

Israels erste ultraorthodoxe Ministerin gibt auf

JERUSALEM, 03.02.2021 (TG) – Omer Yankelevich (42), Ministerin für Diplomatie und Diaspora, hat ihren Rückzug angekündigt. Sie werde bei der Wahl im März nicht mehr antreten, teilte die Politikerin der Blau-Weiß-Partei von Verteidigungsminister Benny Gantz mit. Yankelevich ist die erste ultraorthodoxe Ministerin in der Geschichte Israels. 

Belastende Situation mit Parteichef Gantz

Yankelevich galt als eine der engsten Verbündeten von Parteichef Gantz. In den vergangenen Wochen kriselte es jedoch. Zwischen Yankelevich und Gantz gab es unterschiedliche Auffassungen, insbesondere was die Maßnahmen des jetzigen Lockdowns angeht. Während Yankelevich eine Verschärfung befürwortet, spricht sich Gantz für Lockerung und eine langsame Wiedereröffnung der Wirtschaft aus. 

„Ich kann in dieser Partei nicht weitermachen. Sie geht in Richtung Anti-Ultraorthodoxe und Anti-Siedler“, erklärte die Ministerin in einem Interview mit dem Fernsehsender Kan 11. Sie sei wütend über die Entscheidung von Benny Gantz, die Anerkennung von Siedlungs-Außenposten in Judäa und Samaria zu stoppen.

Zu ihrer Verdrossenheit trugen Medienberichte bei, die behaupteten, dass Yankelevich eine Affäre mit Gantz habe. Diese Gerüchte wurden in den Sozialen Medien vor allem von Unterstützern von Ministerpräsident Netanjahu verbreitet. Die verheiratete Mutter von fünf Kindern, die viele Jahre als Rechtsanwältin tätig war, lebt mit ihrer Familie in Beit Shemesh.
Als Ministerin für Diaspora-Angelegenheiten fühle sie sich seit einiger Zeit „unwohl“, erklärte sie. Sie betonte in ihrer Stellungnahme, dass sie „persönlich einen hohen Preis gezahlt hat“. Die Medien hätten „grundlos Lügen verbreitet“, doch habe sie diese ignoriert, um sich auf die „echte Arbeit und die Mission zu konzentrieren“. Zuletzt hatte die Diaspora-Ministerin für Aufsehen gesorgt, weil sie ein Programm plante, um weltweit alle Holocaust-Überlebenden zu impfen.

Fortschritte in der ultraorthodoxen Gemeinschaft

Ihre Berufung zur ersten weiblichen ultraorthodoxen Ministerin hatte eine hohe Symbolkraft. Normalerweise erhalten in der konservativen Gemeinschaft der Strenggläubigen nur Männer solche Positionen. Omer Yankelevitch ließ offen, ob sie der Politik endgültig den Rücken kehrt oder sich einer anderen Partei anschließen wird.

Bild: Sie galt als Hoffnungsträgerin der israelischen Politik, jetzt wirft sie hin: Diaspora-Ministerin Omer Yankelevitch. Sie stammt aus einer säkularen Tel Aviver Familie und wurde erst später religiös. Foto: Olivier Fitoussi/Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land