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Jerusalemer Bürgermeister warnt Araber: Ohne Impfung kein Moschee-Besuch

JERUSALEM, 09.02.2021 (TM) – Der Bürgermeister von Jerusalem, Moshe Lion, hat Vertreter der arabischen Minderheit in der Hauptstadt gewarnt: ungeimpfte Bewohner dürften möglicherweise bald keine Moscheen, Schulen oder Hotels mehr besuchen. Das berichtet heute die Times of Israel. Der Bürgermeister hatte sich mit den Oberhäuptern verschiedener arabischer Stadtteile getroffen. Er unterstrich, dass er sehr besorgt sei über die niedrige Impfrate im arabisch geprägten Ostteil der israelischen Hauptstadt.
„Sie tun sich selbst einen Gefallen, sie tun mir keinen Gefallen“, unterstrich Lion in dem Gespräch, „wenn sie nicht geimpft werden wollen, werden sie nicht geimpft.“ Dann müssten die Araber mit israelischer Staatsbürgerschaft aber die Folgen tragen. Ob es rechtmäßig ist, nicht gegen Covid-19 geimpfte Personen daran zu hindern, an Versammlungen teilzunehmen oder zur Arbeit zu gehen, wird derzeit in Israel kontrovers diskutiert.
Lion: Ohne Impfung keine Rückkehr zur Routine
Bürgermeister Lion monierte, etliche Bewohner der Stadt seien dem Impfprogramm gegenüber „gleichgültig“. Sie müssten angerufen und aufgefordert werden, sich impfen zu lassen. „Sie werden bald unter Druck stehen, wenn alle wieder zur Arbeit gehen und ihnen dann sagen: Hallo, hör auf, du wurdest nicht geimpft, bleib jetzt zu Hause.“ Wer nicht geimpft sei, könne nicht zur normalen Alltagsroutine zurückkehren. Dem Bericht zufolge stimmten die arabischen Vertreter den Aussagen des Stadtoberhauptes zu.
Nach Angaben des Fernsehsenders Kan News ist Ostjerusalem einer der arabischen Orte mit den niedrigsten Impfraten des Landes. Nur 13 Prozent aller Einwohner haben ihre erste Impfung erhalten. Das israelische Gesundheitsministerium ist besorgt wegen des Mitte April beginnenden Fastenmonats Ramadan. Traditionell gibt es in dieser Zeit große Familientreffen und Versammlungen.
Nicht nur das Stadtoberhaupt von Jerusalem macht Druck in Sachen Impfung: Der Bürgermeister von Yafne hat erklärt, wer künftig an den Schulen der Stadt unterrichten wolle, müsse geimpft sein. Der Geschäftsführer der BIG-Einkaufszentren in Israel hat ebenfalls verlangt, dass alle Beschäftigten des Unternehmens geimpft sein müssen.
Mehr als 3,5 Millionen Israelis geimpft
In Israel haben 3,54 Millionen von insgesamt 9,2 Millionen Einwohnern die erste Impfdosis erhalten. 2,15 Millionen bekamen bereits die zweite Dosis. Erste Auswertungen der Zahlen zeigen, dass es nahezu keine schweren Nebenwirkungen gibt und nur ein Bruchteil der Geimpften über leichte Nebenwirkungen klagt. Die vom Hersteller Pfizer-Biontech genannte Schutzwirkung von 95 Prozent werde tatsächlich erreicht. Allerdings werde es nicht möglich sein, dass Israel eine Herdenimmunität erreicht. Dafür müssten auch Kinder geimpft werden, aber für unter 16-Jährige gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff.
In den vergangenen Tagen war die Zahl der täglichen Impfungen gesunken. Ein hochrangiger Beamter des größten Gesundheitsdienstleisters des Landes machte dafür Falschmeldungen im Internet verantwortlich, die Skepsis gegenüber Impfstoffen förderten. Am Montag stieg die Zahl der Impfungen in Israel aber wieder auf 122.000 an. Gesundheitsminister Yuli Edelstein kommentierte das mit den Worten: „Wir sind zurück in der Spur.“

Bild: Israel ist „Impfweltmeister“ – aber unter arabischen Israelis und ultraorthodoxen Juden sind die Impfquoten vergleichsweise niedrig. Foto: Miriam Alster / Flash 90

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