zurück zu Aktuelles

Lage am Golf spitzt sich zu: Israel schließt militärischen Konflikt mit Iran nicht aus

JERUSALEM/TEHERAN, 06.08.2021 (DK) – Es ist die Woche, in der Irans neuer Präsident Ebrahim Raisi den Amtseid ablegt. In Israel ist der 60-jährige Kleriker auch als „Henker Teherans“ bekannt und er setzt bereits erste Zeichen, dass mit ihm eine neue Ära im Nahen Osten anbrechen soll. Zuerst ereignete sich ein Drohnenangriff auf den Öltanker „Mercer Street“, bei dem zwei Zivilisten ums Leben kamen. Nur wenig später wurde ein Schiff vor der Küste Omans für einige Stunden entführt. Während die Weltgemeinschaft noch um Atem ringt, drängt Israel in der UN auf sofortiges Eingreifen. Der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz fand klare Worte. Bei einem Interview mit der Zeitung Ynet antwortete Gantz auf die Frage, ob Israel zum Angriff bereit sei, mit einem unmissverständlichen „Ja“. 

Kein Atomabkommen in Sicht 

Seit Jahren versuchen die Vereinigten Staaten und Europa das Problem mit der Supermacht im Nahen Osten diplomatisch zu lösen. Auch Präsident Joe Biden hat sich nach einem kurzen Rückzieher Amerikas wieder dieser Taktik verschrieben. Bislang wurden bei den neuen Verhandlungen um das Atomabkommen jedoch keine nennenswerten Fortschritte erzielt: Die USA wollen sich nicht jede Provokation von Teheran bieten lassen, das Mullah-Regime zeigt sich allerdings zu keinem Kompromiss bereit. Es wird angenommen, dass Raisi seinem Land aus der ökonomischen Krise helfen will. Doch dieser macht mit seinem Auftreten klar, dass seiner Ansicht nach die Einschränkungen des Vertrags ein zu hoher Preis für die Aufhebung von Sanktionen sind. Er priorisiert das Atomprogramm über das Wohl seiner Bürger.

In zehn Wochen hat Iran genug Material für eine Atombombe 

Am Mittwoch ließ Gantz die Bombe schließlich platzen. Gegenüber Botschaftern der Länder des UN-Sicherheitsrats warnte er als Vertreter des jüdischen Staates: „Der Iran hat gegen alle Richtlinien des Atomabkommen verstoßen und ist nur noch etwa 10 Wochen davon entfernt, das nötige Material zu beschaffen, das für eine Atomwaffe erforderlich ist“. Gantz riet der Weltgemeinschaft zu einem späteren Zeitpunkt zu einer gemeinsamen Militäroffensive gegen Teheran. Dass Israel und der Iran seit Jahren in einem Schattenkrieg verwickelt sind, gilt als offenes Geheimnis. Der Schritt, mit einer offenen Drohung an die Öffentlichkeit zu gehen, ist allerdings noch nicht dagewesen. Es zeigt, dass Israel bestrebt ist mit allen Mitteln gegen die nukleare Bewaffnung der islamischen Republik vorzugehen. 

Vor dem Hintergrund der jüngsten Eskalation auf hoher See, will Israel die internationale Gemeinschaft darauf aufmerksam machen, dass nicht sie allein in Gefahr schweben. Bei den getöteten Zivilisten auf der „Mercer Street“, handelte es sich um einen Briten und einen Rumänen. Die Staaten können diesen Affront kaum tatenlos hinnehmen. „Die Welt muss den Iran konfrontieren, die Region muss den Iran konfrontieren, und auch Israel muss seinen Teil zu dieser Situation beitragen“, erklärte Gantz. Israel will sich also keinen Alleingang leisten – und wartet nun auf die Antwort möglicher Verbündeter. 

Bild: Verteidigungsminister Benny Gantz bei einer Ansprache im Justizministerium. Quelle: Olivier Fitoussi/Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land