zurück zu Aktuelles

Israel übergibt Leichen von “Löwenhöhlen”-Terroristen und löst Koalitionsstreit aus

JERUSALEM, 07.05.2023 (NH) – Israel hat die Leichen von drei Mitgliedern der neuen Terrorzelle “Höhle der Löwen” zurückgegeben. Das berichtete die Palästinensische Autonomiebehörde am Freitagabend. Die Terroristen hatten israelische Soldaten angegrifffen und wurden dabei getötet. Die Leichenrückgabe sorgte für Eklat innerhalb der Knesset. Politiker sind erzürnt: “Die Regierung kapituliert vor dem Terrorismus.”

“Höhle der Löwen” für Mehrheit der Anschläge verantwortlich

Die drei palästinensischen Terroristen waren am 12. März bei einem Schusswechsel ums Leben gekommen. Zuvor hatten sie das Feuer auf einen Militärposten an der Yit-Kreuzung südwestlich von Nablus in Samaria eröffnet. Die Streitkräfte der Golani-Patrouille erwiderten den Angriff und eliminierten die Terrorzelle. Drei M-16-Gewehre, eine Pistole und ein Magazin der Attentäter wurden von den Streitkräften beschlagnahmt. Ein Terrorist flüchtete vom Tatort, stellte sich jedoch wenig später den Sicherheitskräften. Die Terrororganisation “Höhle der Löwen” übernahm die Verantwortung für den Angriff. Die Terrorzelle hat unter dem Radar der israelischen Sicherheitskräfte in den letzten Monaten einen großen Teil der Anschläge in Judäa und Samaria verübt.

Leichenrückgabe löst Koalitionskrise aus

Im Schatten der anhaltenden Koalitionskrise zwischen Benjamin Natanjahus Likudpartei und der Otzma Yehudit-Fraktion, griff Israels Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, den israelischen Verteidigungsminister Yoav Galant für seine Entscheidung scharf an.

Die drei Leichen des Terrornetzwerks wurden nach Galants Zustimmung an die Palästinensische Autonomiebehörde zurückgegeben.

Obwohl es sich bei der Leichenrückgabe um eine Routinehandlung dreht, betitelte Ben-Gvir die Aktion als schwerwiegenden Fehler. “Diese Regierung ist eine rechte Regierung, und die Öffentlichkeit hat uns kein Mandat gegeben, die Leichen von Terroristen zurückzugeben oder die Bombardierung des Gazastreifens zu vermeiden”, so Ben-Gvir. Weiter erklärte der Minister, “es ist noch nicht zu spät, eine kraftvolle und offensive Sicherheitspolitik zu betreiben.” Der Vorsitzende der Israel-Beiteinu-Partei, Oded Forer, bekräftigte die Aussage Ben-Gvirs und behauptete: “Die Regierung kapituliert vor dem Terrorismus.”

Hunderte palästinensische Bewaffnete und Trauernde nahmen gestern an der Terroristen-Beisetzung in Nablus im sogenannten Westjordanland teil. Foto: Nasser Ishtayeh/Flash90

Zurückhalten von Leichen sei wirksame Politik

Itamar Ben-Gvir und die Otzma Yehudit-Fraktion haben bereits letzte Woche die schwache Antwort der israelischen Armee auf den Raketenbeschuss auf die Grenzgemeinden des Gazastreifens kritisiert. Netanjahus Likud-Partei reagierte, indem sie den Minister für nationale Sicherheit darauf hinwies, er könne die Regierung verlassen, wenn ihm die Art und Weise, wie Netanjahu sie führt, nicht gefalle.

Das Zurückhalten von Terroristen-Leichen mag eine wirksame Politik sein, ist jedoch innerhalb des Sicherheitsestablishments umstritten. Palästinensischen Medienberichten zufolge hält Israel seit 2015 angeblich die Leichen von 133 Terroristen in Gewahrsam. Die israelische Regierung versucht so, feierliche Beerdigungen in den Heimatstädten der Attentäter zu verhindern oder sie in späteren Verhandlungen zu verwenden, um die Leichen israelischer Soldaten zu bergen, die von den verschiedenen Terrororganisationen zurückgehalten werden.

Über die Rückgabe der sterblichen Überreste des Dschihadisten Khader A., der nach einem 86-tägigen Hungerstreik gestorben ist, liegt noch keine Entscheidung vor.

Titelbild: Anhänger verschiedener Terrorzellen bereiten sich am Freitag während einer Parade in der Stadt Nablus auf die Rückgabe der drei Terroristen-Leichen vor. Foto: Nasser Ishtayeh/Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land