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Schabbat-Duft: Traditionelle Rezepte zum Nachkochen (33): Challot Shabbat – Schabbatbrot

von Nadine Haim Gani

JERUSALEM, 28.04.2023 – Das Pessachfest ist vorüber und der Schabbat steht vor der Tür. In Israel ist es ein besonderer Brauch, nach dem Mazzen-Fest die Brote für den Kiddusch selbst zu backen. Der Haushalt der Bäckerin oder des Bäckers soll so mit einem besonderen Segen geheiligt werden. Tatsächlich sorgt schon allein der wunderbare Duft der Challot für ein gesegnetes und feierliches Ambiente im ganzen Haus.

Die fertigen Schabbat-Brote werden am Abend mit einem besonderen Tuch abgedeckt. Nachdem das Familienoberhaupt im Stehen den Segen über den Wein gesprochen hat, werden wie beim Abendmahl die zwei Challot geheiligt, gebrochen und ein kleines Stückchen an jedes Familienmitglied verteilt. Wie schön ist es, wenn die Brote, die der Vater segnet, zuvor von der Mutter liebevoll gebacken wurden. Beim Kiddusch werden zwei Brote gesegnet, um an die doppelte Portion “Manna” für die Kinder Israels in der Wüste zu erinnern. Das besondere Tuch, das die Brote bedeckt, symbolisiert den Tau, der damals in der Wüste das göttliche Himmelsbrot bedeckte.

Heute backen auch wir unsere Challot selbst. Also ran an das Nudelholz. Los geht’s!

  • Kochzeit: 4 h (nicht erschrecken: Lange Gehzeit)
  • Portionen: 2 Challot
  • Schwierigkeitsgrad: Fortgeschrittene

Zutaten:

Für den Teig:

  • 1 kg Mehl
  • 2-4 EL Zucker (je nach gewünschter Süße)
  • 50 gr frische Hefe
  • 2 Eier
  • 380 ml lauwarmes bis warmes Wasser
  • 90 ml Öl
  • 1 EL Salz (WICHTIG: Erst zum Schluss!)

Zum Bestreichen:

  • 1 Ei
  • 1 EL Wasser
  • 1/2 – 1 EL Silan, Dattelhonig (je nach gewünschter Färbung)
  • Prise Salz
  • Sesam zum Bestreuen

Zubereitung:

Und so geht’s: Wir verwenden zur Herstellung unseres Challot-Teiges unsere Küchenmaschine. Bei einer Teigverarbeitung per Hand ist der Ablauf jedoch der gleiche: Das Mehl in die Schüssel der Küchenmaschine geben (optional in eine andere große Schüssel). Erst den Zucker, dann die Hefe dazugeben und miteinander vermischen. Unter ständigem Kneten erst die Eier, dann langsam das Wasser und dann das Öl dazugießen – wird mit der Küchenmaschine gearbeitet, bitte die Angaben des Herstellers zur Aufbereitung von schweren Teigen beachten. Bei meiner persönlichen Maschine arbeitet der Knethaken auf Stufe 2.

Wer auf Eier im Teig verzichten möchte, kann das problemlos: Statt der beiden Eier wird die Wasseranzahl von 380 ml auf 450-500 ml erhöht. Bei Bedarf kann noch etwas mehr lauwarmes Wasser zum Brotteig gegeben werden. VORSICHT: Bitte sehr langsam und “geizig” das Wasser zum Teig geben.

Sind die Zutaten zu einem anfänglichen Teig verarbeitet, das Salz dazugeben und den Teig 10-12 Minuten weiterkneten. Der Teig sollte gegen Ende der Verarbeitung etwas am Boden und an den Seiten der Schüssel haften. Den Teig zu einer runden Kugel formen und in eine leicht geölte Schüssel geben. Vor dem Abdecken die Teigkugel ein klein wenig einölen, damit nach dem Treiben der Teig nicht an der Abdeckung kleben bleibt. Gut abgedeckt mindestens 1 Stunde – am besten jedoch 1,5 Stunden – an einem warmen Ort aufgehen lassen.

Die Teigkugel darf in einer etwas geölten Schüssel (Öl-Spray eignet sich hierbei perfekt) 1-1,5 Stunden aufgehen.

Nachdem sich der Teig verdoppelt hat, wird er in zwei Teile geteilt. Jede Hälfte wird ein weiteres Mal in drei oder vier (je nachdem mit wie vielen Zöpfen die Challah geflochten werden soll) gleichgroße Stücke geteilt. Drei ggf. vier Zöpfe ergeben jeweils ein Brot.

Die Teigstücke werden zunächst in lange Rechtecke ausgerollt. Danach wird das Rechteck langsam und gleichmäßig zu einer Art Teigschlange aufgerollt. Die Enden der Schlange gut zusammendrücken. Der erste Teigstrang wird jetzt langsam von der Mitte bis zu den Enden mit den Händen weiter ausgerollt.

Hierbei sollte die Mitte der Teigrolle etwas dicker sein als die Spitzen. So erhalten wir später die schöne hohe Zopfform.

Nachdem der Teig schön aufgegangen ist, wird er in 2 Teile geteilt. Die beiden Hälften teilen wir nun in die Anzahl von Zöpfen, mit denen wir arbeiten möchten. Am besten wird zu Beginn die leichtere Variante mit jeweils 3 Zöpfen pro Challah gewählt. Die erste Teigkugel wird quadratisch aus- und dann zu einer Teigschlange zusammengerollt (siehe Bild). Danach wird der erste Teigstrang weiter von innen nach Außen ausgerollt.

Die ersten drei Teigstränge werden nun zum ersten Challahbrot verarbeitet. Hierfür werden die drei Teigspitzen miteinander verbunden und im Anschluss ein regulärer Zopf geflochten.

Challah “Hoher Zopf”

Wir wählen heute die Variante des “Hohen Zopfes” mit vier Teigschlangen. Dabei werden die beiden mittigen Stränge wie “ein Strang” betrachtet. D. h. bei jedem Schritt wird einer der mittigen Teigstränge über den anderen gelegt. Legen wir den linken mittigen Strang über den rechten, wird der rechte äußerste Strang über die beiden mittigen gelegt. Im zweiten Schritt legen wir den rechten mittigen Strang über den Linken, greifen zum linken äußersten Strang und legen ihn über beide Mittige. So wird die Challah nach und nach geflochten. Um das Ganze etwas zu veranschaulichen, haben wir jeden Schritt fotografiert.

Nummerieren Sie die Stränge von links nach rechts von 1 bis 4. Schritt 1: Strang 2 geht über Strang 3. Strang 4 geht über (beide mittige Stränge) Strang 3 (zur Erinnerung: die beiden mittleren Teigschlangen werden als 1 Strang betrachtet!). Strang 3 geht über Strang 4. Strang 1 über beide mittige Stränge – Strang 4. Jetzt wird das ganze wiederholt: Schritt 2: Strang 4 über Strang 1 und Strang 2 über (beide Mittige!) Strang 1.

Strang 1 geht über Strang 2 – Strang 3 geht über Strang 2. Schritt 3: Strang 2 geht über Strang 3 – Strang 4 über Strang 3. Strang 3 über 4. Strang 1 über 4 usw.

Es gibt zahlreiche Zopf-Variationen. Falls es beim ersten Mal nicht klappt, passt hier das bekannte Sprichwort “Übung macht den Meister”.

Ist die erste Challah geflochten, werden die Enden gut zusammengedrückt und unter das Brot geschoben. Den Zopf auf ein mit Backpapier aufgelegtes Blech legen und zurechtformen. Nun wird der zweite Brotleib geflochten. Sind beide Challot fertig, mit etwas Olivenöl besprühen, einem Handtuch abdecken und zwischen 40-60 Minuten an einem warmen Ort aufgehen lassen.

Sobald die Challot geflochten sind, drücken wir die Enden gut zusammen und schieben sie unter das Brot. Jetzt wird der Zopf mit etwas Öl eingesprüht und darf abgedeckt ein weiteres Mal aufgehen.

Den Backofen auf 180 Grad Ober-Unterhitze vorheizen.

In einer kleinen Schüssel das Ei mit dem Wasser und dem Silan zerschlagen.

Haben die Challot ihre Größe verdoppelt, das Brot sehr vorsichtig mit etwas Ei bepinseln und mit Sesam garnieren.

Das Schabbatbrot wird jetzt vorsichtig eingepinselt, mit Sesam bestreut und zwischen 20-30 Minuten goldbraun gebacken.

Bei 180 Grad auf der mittleren bzw. unteren Backschiene goldbraun aufbacken.

Sobald das Schabbatbrot aus dem Backofen genommen wird, sollte es umgehend mit einem großen, dicken Handtuch abgedeckt werden. Der Schritt sorgt dafür, dass die Challot nicht zu knusprig und trocken werden.

TIPP: Die Challot können statt mit Sesam auch mit Mohn, Sonnenblumen- oder Kürbiskernen verfeinert werden. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf und probieren Sie auch neue Zopf-Varianten aus.

Haben Sie unser Schabbatbrot-Rezept nachgebacken, dann schicken Sie uns doch ein Foto Ihrer Challot an mail@fokus-jerusalem.tv

Wenn wir uns freitagmittags dem Backen der Challot gewidmet haben, darf es mit dem Kiddusch-Hauptgericht ausnahmsweise mal etwas rascher gehen. Ein beliebtes und schnelles Gericht sind hier “orientalische Ofenhähnchen mit Kartoffeln”. Mehr dazu nächste Woche. Bis dahin, Schabbat Schalom und Bete-avon!

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