
Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Omri Miran
JERUSALEM, 02.05.2024 (LS) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.
„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (Mischna, Sanhedrin 4:5)
Omri Miran (47), Nahal Oz
Omri wurde am 7. Oktober von Hamas-Terroristen im Kibbuz Nahal Oz gefangen genommen. Seine Frau Lishay Miran (38) und seine beiden kleinen Töchter wurden von den Terroristen im Kibbuz zurückgelassen.
Roni (2) und Alma (6 Monate) schliefen noch, als die Sirenen in Nir Oz ertönten und ihre Eltern weckten, die die Mädchen in den Schutzraum brachten. Im Laufe des Vormittags wurde Omri und Lishay klar, dass es sich um einen größeren Angriff handelte.
Um 10:30 Uhr wurde das Fenster ihres Badezimmers eingetreten und Terroristen drangen in ihr Haus ein. Omri und Lishay versuchten, ihre Töchter im Schutzraum ruhig zu halten. Sie hatten zwei Messer dabei, um sich zu schützen.
Die Terroristen begannen, vor der Tür des Schutzraums zu schreien. Sie brachten den 17-jährigen Nachbarn Tomer Arava mit, den sie zwangen, die Familie dazu zu bringen, die Tür zu öffnen. Sie würden ihn sonst verletzen, drohten sie.
„Wir öffneten die Tür“, erzählte Lishay später gegenüber Ynet. Sie saßen alle im Wohnzimmer, während die zweijährige Roni noch im Schutzraum schlief. Lishay flehte die Terroristen an, sie zu sich holen zu dürfen. Schließlich erlaubten sie Tomer, das Mädchen zu holen.
Nach einer Weile schienen die Terroristen zunächst beschlossen zu haben, sie zu töten und bedrohten die Familie. Dann entschieden sie jedoch, die gesamte Familie in das Haus der Familie Idan zu bringen, die auf der anderen Seite des Weges wohnte.
Live-Stream auf sozialen Medien
Die Familie Idan saß bereits einige Stunden auf ihrem Küchenfußboden, bedroht von Hamas-Terroristen, die den ganzen Angriff live auf sozialen Medien übertrugen. Die 18-jährige Tochter Maayan war von den Terroristen in ihrem Schutzraum erschossen worden. Omri, Lishay und ihre beiden kleinen Töchter mussten sich zu den Idans auf den Küchenfußboden setzen.

Gegen 13.00 Uhr wurden zwei weitere Frauen ins Haus gebracht. Dreißig Minuten später forderten die Terroristen Omri und Tzachi Idan auf, mitzukommen. Die Hamas-Terroristen brachten die beiden Familienväter mit ihren Autoschlüsseln zu ihren Autos. Einige Minuten später, so Lishay, sah sie sie wegfahren.
„Ich hatte Omri noch Minuten zuvor gesagt: „Ich liebe dich, ich werde unsere Mädchen beschützen, wir warten auf dich, und spiel nicht den Helden“, erklärte sie gegenüber Ynet.
Lishay und ihre Mädchen harrten zusammen mit ihren Nachbarn weitere vier Stunden auf dem Küchenfußboden aus, bis israelische Soldaten sie um 17:30 Uhr fanden.
Hamas veröffentlicht Geiselvideo
Am 27. April veröffentlichte die Hamas ein Propagandavideo, in dem Omri Miran und eine weitere Geisel, Keith Siegel, zu sehen sind. Die beiden drücken in dem Video ihre verzweifelte Hoffnung aus, durch ein Geiselabkommen bald wieder mit ihren Lieben vereint zu sein.

Angespornt durch dieses Lebenszeichen, nahm die Familie daraufhin am Abend des 27. Aprils an einem der Proteste zur Befreiung der Geiseln in Tel Aviv teil.
Lishay forderte in dieser Kundgebung die Freilassung ihres Mannes. „Kein Kind sollte gezwungen sein, mit einer entfernten Erinnerung an seinen Vater aufzuwachsen, die nur auf einem Foto festgehalten wurde“, so Lishay.
Am selben Abend sprach Omris Vater Dan auf dem Geiselplatz zu der Menge: „Ich hoffe, dass jetzt wirklich ein Abkommen zustande kommt.“ Er forderte den Hamas-Führer in Gaza, Yahya Sinwar, auf, „einen kleinen Schritt zu tun und beiden Völkern Blutvergießen zu ersparen“. An Sinwar gewandt, fuhr er fort: „Zeigen Sie etwas Menschlichkeit, und das Kabinett [Israels] wird sich erkenntlich zeigen, da bin ich mir sicher.“
An Premierminister Benjamin Netanjahu und das Kriegskabinett gerichtet, erklärte er: „Genehmigen Sie jedes Abkommen, wirklich jedes Abkommen, das machbar ist. Ich bitte Sie inständig, eine Bitte: Treffen Sie die Entscheidung jetzt.“
Omri, wir beten für Deine Rückkehr.

Titelbild: Omri Miran. Foto: privat