
Israelische Spezialkräfte befreien im Gazastreifen vier Geiseln aus der Gewalt der Hamas
JERUSALEM, 08.06.2024 (TM) – Der Jubel in Israel war grenzenlos, als am Samstagnachmittag bekannt wurde: Spezialkräfte der Armee und der Anti-Terror-Einheit der Grenzpolizei haben im Gazastreifen vier Geiseln befreit, die dort seit dem 7. Oktober von der Hamas festgehalten worden waren. Die Freude erhielt aber kurz darauf einen Dämpfer, als bekannt wurde, dass ein Offizier bei dem Einsatz tödliche Verletzungen erlitten hat.
Noa Argamani (26), Almog Meir Jan (21), Andrey Kozlov (27) und Shlomi Ziv (40) waren am Morgen des 7. Oktober beim Supernova-Musikfestival in der Nähe der Stadt Re’im entführt worden, als etwa 3.000 von der Hamas geführte Terroristen im Süden Israels 1.200 Menschen töteten und 251 Geiseln nahmen.
Beamte der polizeilichen Eliteeinheit Yamam zur Terrorismusbekämpfung stürmten heute zusammen mit Shin Bet-Agenten gleichzeitig zwei Hamas-Gebäude in Nuseirat im Herzen des zentralen Gazastreifens, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Argamani wurde aus einem Privathaus gerettet, während Meir Jan, Kozlov und Ziv im zweiten Wohngebäude waren. Keine der vier Geiseln befand sich in einem Tunnel.
Hunderte Soldaten beteiligt
Hunderte Soldaten der israelischen Streitkräfte waren nach Angaben des Militärs an der komplexen Operation beteiligt. Armeesprecher Daniel Hagari, sagte, die Geiseln seien von Spezialkräften „unter Beschuss“ gerettet worden. Ein Yamam-Offizier wurde bei der Operation schwer verwundet und in ein israelisches Krankenhaus gebracht, starb aber kurz darauf. Bei ihm handelt es sich um Arnon Zamora (36).
Während der Operation seien schwere Luftangriffe auf Hamas-Stellungen und zur Unterstützung der Bodentruppen geflogen worden, teilte die Armee mit. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde der Hamas wurden dabei mindestens 50 Palästinenser getötet. Wie viele davon Kämpfer waren, wurde nicht bekannt.
Die geretteten Geiseln, die sich seit acht Monaten in der Gewalt der Hamas befanden, sind nach ersten medizinischen Einschätzungen alle in gutem Zustand. Sie wurden mit Hubschraubern aus dem Gazastreifen zur weiteren Untersuchung in israelische Krankenhäuser gebracht.

Noa Argmani schließt im Krankenhaus ihren Vater in die Arme. Foto: IDF Spokesprson Unit
Noa Argamani war in einem Video zu sehen, wie sie vor Angst schrie, als sie auf einem Motorrad von der Supernova-Party nach Gaza entführt wurde. Ihre todkranke Mutter hatte wiederholt darum gebeten, sie vor ihrem Tod noch einmal sehen zu dürfen. Argamani war auch in einem Propagandavideo der Hamas zu sehen, das im Januar veröffentlicht wurde. Ein weiterer Clip, in dem ihre Stimme zu hören ist, wurde letzte Woche ausgestrahlt. Im Hospital schloss sie ihren Vater in die Armee, der heute Geburtstag hat.
Badegäste jubeln an den Stränden
Die Nachricht der Rettung verbreitete sich trotz der Schabbatruhe wie ein Lauffeuer. An den Stränden von Tel Aviv meldeten die Rettungsschwimmer die Befreiung über Lautsprecher, die Badegäste jubelten und applaudierten.
Die Rettungsaktion wurde von führenden israelischen Politikern begrüßt. Premierminister Benjamin Netanjahu lobte die Sicherheitskräfte für die gewagte Aktion. „Wieder einmal haben Sie bewiesen, dass Israel vor dem Terrorismus nicht kapituliert und mit grenzenloser Kreativität und Kühnheit handelt, um unsere Geiseln nach Hause zu bringen“, sagte der Premierminister. „Wir sind entschlossen, dies auch in Zukunft zu tun. Wir werden nicht nachlassen, bis wir die Mission abgeschlossen haben und alle unsere Geiseln – die lebenden und die toten – nach Hause zurückbringen.“ Netanjahu besuchte später Argamani und Kozlov im Krankenhaus.

Nach acht Monaten gerettet: Andrey Kozlov. Foto: IDF Spokesperson Unit
Verteidigungsminister Yoav Gallant würdigte die Mission als „eine der heldenhaftesten und außergewöhnlichsten Operationen, die ich im Laufe meiner 47-jährigen Tätigkeit im israelischen Verteidigungsapparat erlebt habe“.
Hamas: Wir geben nicht auf
Die Hamas veröffentlichte eine Erklärung des Führers der Terrororganisation, Ismail Haniyeh, in der der Erzterrorist versicherte, dass die Hamas nicht kapitulieren werde: „Unser Volk wird nicht aufgeben, und der Widerstand wird weiterhin unsere Rechte gegenüber diesem kriminellen Feind verteidigen.“
Das Forum der Geiselfamilien lobte den „heldenhaften Einsatz“ der israelischen Truppen, erinnerte aber gleichzeitig daran, dass sich noch 116 Geiseln in der Gewalt der Hamas befänden. Rund 40 von ihnen sind wohl nicht mehr am Leben.
Titelbild: Die befreiten Geiseln Noa Argamani, Shlomi Ziv, Almog Meir Jan und Andrey Kozlov. Fotos: privat