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***ERMORDET*** Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Ori Danino

JERUSALEM, 16.05.2024 (LS) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.

„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (Mischna, Sanhedrin 4:5)

Ori Danino (25), Givat Se’ev

Ori wurde von der Supernova-Party in Re’im nach Gaza entführt, nachdem er es bereits geschafft hatte, dem Inferno zu entkommen. In einer spontanen Entscheidung beschloss er, zurückzukehren, um Omer Shem-Tov sowie Maya und Itay Regev zu retten, die er an diesem Abend durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt hatte. Doch alle vier wurden als Geisel nach Gaza entführt.

Maya und Itay Regev wurden in einem Geiselabkommen im November 2023 freigelassen. Omer Shem-Tov und Ori befinden sich weiterhin in Hamas-Gefangenschaft. Maya und Itay haben Ori während ihrer Geiselhaft nicht gesehen. Sie wissen nicht, was mit ihm passiert ist.

Liel Avraham, Oris Verlobte, sprach in einem Interview der Radiosendung „Seder Yom“ über Oris Mut, zurückzukehren, und zu versuchen, Leute zu retten, die er erst Stunden zuvor kennengelernt hatte: „Er hätte es sich nicht verziehen, wenn er nicht zurückgekehrt wäre, um sie zu retten. Ich bin froh, dass er so ist.“

„Er kehrte in die Gegend der Party in Re’im zurück, nachdem Maya, Itay und Omer zwei Stunden lang zu Fuß vor den Terroristen geflohen waren“, so Liel. „Er setzte sie ins Auto und folgte der gleichen Route, die er zuvor mit anderen Überlebenden zurückgelegt hatte, um zu einer Hauptstraße zu gelangen – und von dort nach Hause zu fliehen. Als sie dort ankamen, stießen sie auf einen weißen Lieferwagen. Ori sagte ihnen: ‚Das sind Terroristen – steigt aus. Sie begannen, in alle Richtungen zu schießen – und dann verschwand Ori.“

Maya und Itay wurden verletzt, und als sie ihre Augen öffneten, fuhr das Auto immer noch, ohne dass jemand auf dem Fahrersitz saß.

„Sie dachten, er hätte überlebt, aber er wurde zusammen mit ihnen entführt. 30 Tage lang galt er als vermisst, bis wir erfuhren, dass er entführt worden war. Es gibt keine Informationen über ihn. In einem meiner ersten Gespräche mit Maya sagte sie mir: ‚Liel, ich habe so sehr geglaubt, dass er mich nach Hause bringt. Ich stieg ins Auto schnallte mich fest an.’“

Itay und Maya Regev nach ihrer Freilassung im November im Soroka-Krankenhaus in Beersheba. Ori Danino war zum Partygelände zurückgefahren, um die Geschwister und ihren Freund Omer Shem-Tov zu retten. Foto: Soroka Medical Center

Liel erzählt, sie habe das letzte Mal um 8.34 Uhr von Ori gehört, als sie ihn anrief. Er sagte ihr, er fahre wie ein Psychopath und sie würden später sprechen.

Ori stammt aus einer ultra-orthodoxen Familie. Seine Mutter Einav spricht in verschiedenen Gemeinden öffentlich über ihre Situation. Sie flog sogar in die USA, um dort auf die Situation der Geiseln aufmerksam zu machen. In einer dortigen jüdischen Gemeinde sprach sie darüber, wie sie Stärke in ihrem Glauben findet.

„Ich stelle kein Fragen“, so Einav, „Ich frage nicht, warum der Allmächtige ausgerechnet mich ausgewählt hat.“

Sie sei nicht überrascht, dass ihr Sohn Freunde retten wollte, die er erst an diesem Tag kennengelernt hatte, denn es lag in seiner Natur, zu helfen. „Das ist die Person, die Ori ist“, erklärt sie. „Er entschied sich, dass er sie retten musste.“

„Ich spreche abends zu Gott und sage ihm: ‚So, wie du ihn genommen hast, wirst du ihn mir auch zurückbringen.‘ Ich stelle keine Fragen, ich beschwere mich nicht. Wenn Gott mich für dies auserwählt hat, dann weiß er, warum. Der Allmächtige hat einen Grund für alles, was er tut. Er will nichts Schlechtes für seine Kinder.“

Gott habe ihr diesen Test geschickt, weil er denkt, sie könne ihn bestehen, so Einav. Sie denkt, sie habe eine Aufgabe, eine Mission. „Ich danke Gott für alles, was ich habe, denn jetzt weiß ich, dass nichts selbstverständlich ist. Es ist nicht selbstverständlich, morgens aufzustehen und seine Kinder umarmen zu können.“

An seinem 13. Geburtstag hatte Ori auf dem Weg zu seiner Bar Mitzvah einen schweren Unfall. Es war ein Wunder, dass er damals überlebte, erklärt seine Mutter. Seitdem verstand sie, dass die Tatsache, dass ihm sein Leben gegeben wurde, ein absolutes Wunder ist. Das stärkt sie in ihrem Glauben und lässt sie auf ein weiteres Wunder hoffen.

Ori, auch wir beten für Deine Rückkehr.

***UPDATE***

Am 1. September, 331 Tage nach dem grausamen Massaker in den Grenzgemeinden, gab das israelische Militär bekannt, die Leichen der Geiseln Ori Danino (25), Hersh Goldberg-Polin (23), Eden Yerushalmi (24), Alex Lubnov (32), Carmel Gat (40) und Almog Sarusi (25) in einem unterirdischen Tunnel in der Gegend von Rafah entdeckt und geborgen zu haben. Armeesprecher Hagari erklärte, sie seien kurz vor dem Eintreffen der israelischen Militärtruppen brutal ermodet worden. Abgesehen von Carmel Gat, die aus ihrem Haus im Kibbuz Be’eri entführt wurde, wurden die anderen fünf Israelis von der Nova-Party in der Nähe von Re’im entführt. Möge ihr Andenken ein Segen sein.

Foto: Forum der Familien und Freunde von Hunderten von unschuldigen Entführten, die von der Hamas als Geiseln genommen wurden.
Foto: Forum der Familien und Freunde von Hunderten von unschuldigen Entführten, die von der Hamas als Geiseln genommen wurden.

Titelbild: Ori Danino. Foto: privat

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