
***ERMORDET*** Die Gesichter & Geschichten hinter den Geiseln – Shiri Bibas
JERUSALEM, 13.06.2024 (LS) – Wir wollen den Geiseln in Gaza ein Gesicht geben und ihre Geschichte erzählen. Wir wollen gemeinsam unseren Alltag für ein paar Minuten anhalten und für die Heimkehr eines jeden Einzelnen beten.
„Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (Mischna, Sanhedrin 4:5)
Shiri Bibas (33), Kibbuz Nir Oz
Die schrecklichen Bilder der Entführung von Shiri Bibas (damals 32) mit ihren beiden rothaarigen Jungen, Ariel (4) und Kfir (damals 9 Monate) gingen um die Welt. Die Familie wurde am 7. Oktober von Hamas-Terroristen aus ihrem Haus im Kibbuz Nir Oz entführt. Shiris Ehemann, Yarden Bibas (34), wurde separat ebenfalls als Geisel genommen. Kfir, mittlerweile ein Jahr alt, ist die jüngste der nach Gaza verschleppten Geiseln.
An jenem Schwarzen Schabbat berichtete Yarden seiner Schwester um 6:30 Uhr morgens über Raketenangriffe. Später schrieb er seiner Schwester, Terroristen seien in den Kibbuz eingedrungen und es gebe furchtbare Kämpfe. Kibbuzmitglieder versuchten, die Welle von Hamas-Terroristen, die in Nir Oz eindrangen, aufzuhalten. Die Terroristen verübten schließlich ein brutales Massaker, bei dem etwa 180 der 400 Bewohner des Kibbuz getötet oder entführt wurden.

Yarden erzählte seiner Schwester vor der Entführung noch verzweifelt, er wisse nicht, wie er die zwei Jungen ruhig halten könnte. Um 9:43 Uhr schrieb er eine SMS, die Terroristen seien in ihr Haus eingebrochen.
Entführungsvideo zirkuliert weltweit
Etwa zwei Stunden später sah die Familie ein Video im Umlauf, auf dem Shiri mit ihren Kindern zu sehen ist. Ihr Gesicht zeigt Angst und Entsetzen, während die Terroristen sie umzingeln. Sie hält ihre Jungen eng an sich gedrückt, eine Decke über sie gelegt.

Yarden ist in dem Video nicht zu sehen. Einige Zeit später fand die Familie Bibas ein Video von Yarden, der verletzt und mit einer blutigen Wunde am Kopf von Terroristen umringt ist.
Shiris Eltern, Margit Shnaider Silberman und Yossi Silberman, waren ebenfalls langjährige Bewohner von Nir Oz. Sie galten zunächst als vermisst. Margit war ursprünglich aus Peru. José Luis (Yossi) stammte aus Argentinien, beide waren in ihren 60ern. Die Leichen der Silbermans wurden einige Zeit später aufgefunden und ihr Tod am 21. Oktober offiziell bekanntgegeben.
Inmitten einer weit verbreiteten Besorgnis und einer Kampagne für ihre Freilassung erklärten die israelischen Verteidigungskräfte (IDF), die Hamas habe die Familie zu einer anderen palästinensischen Terrorgruppe im Gazastreifen gebracht. Bemühungen um die Freilassung von Shiri und ihren Kindern während eines Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas im November 2023 blieben erfolglos.
Der bewaffnete Flügel der Hamas, die Al-Qassam-Brigaden, behauptete am 29. November, Shiri und ihre Kinder seien bei einem israelischen Luftangriff in Khan Yunis getötet worden. Diese Behauptung konnte von der israelischen Armee jedoch nicht bestätigt werden, die warnte, es könnte sich bei dieser Nachricht um psychologische Kriegsführung handeln.
Am 19. Februar veröffentlichte die IDF Filmmaterial, das Shiri Bibas und ihre beiden kleinen Kinder kurz nach ihrer Entführung zeigt. Die Aufnahmen stammen von Überwachungskameras in Khan Yunis, die von den israelischen Streitkräften in Gaza sichergestellt werden konnten. Die Videos beweisen, dass Shiri und ihre Jungen Khan Younis lebend erreichten.

33. Geburtstag in Geiselhaft
Am Vorabend des diesjährigen Pessachfestes, am 22. April, wurde Shiri in Hamas-Gefangenschaft 33 Jahre alt.
„Shiri hat am selben Tag Geburtstag wie mein Sohn Alon“, erzählte Shiris Schwester Dana. „Ich habe sie immer zusammen gefeiert, mit einem gemeinsamen Kuchen, eine Seite für Alon und die andere für Shiri dekoriert. Shiris Geburtstag fällt immer auf Pessach, aber das ist das erste Mal, dass er genau auf den Sederabend fällt.“

Shiris Onkel Maurice Shnaider erzählt, das Bild seiner Nichte, die von Hamas-Terroristen aus ihrem Haus geführt wird, während sie sich verzweifelt an ihre Söhne Ariel und Kfir klammert, werde ihn für immer verfolgen.
Er fordert Präsident Biden auf, der Terrororganisation ein Ultimatum zu stellen, um ihre sofortige Freilassung zu erreichen. „Ich möchte, dass Biden der Hamas und den Unterhändlern in Katar sagt: ‚Tun Sie etwas, sonst…'“, so der frustrierte Onkel gegenüber The Post. „Wenn genug Druck auf sie ausgeübt wird, kann sich vielleicht endlich etwas ändern“.
Maurice Shnaider lebt in den USA und nimmt dort regelmäßig an Veranstaltungen und Demonstrationen teil, die auf das Schicksal der Geiseln aufmerksam machen sollen. Außerdem war er bei mehreren Treffen mit UN-Vertretern dabei.
Weiß die Regierung mehr?
Am 13. Juni erklärte der Vorsitzende der Partei der Nationalen Einheit Benny Gantz während eines Kan TV-Interviews, er glaube, dass die israelischen Behörden das Schicksal der Familie kennen.
„Ich glaube schon“, so Gantz auf die Frage, ob Israel das Schicksal der Familie kenne, und fügte hinzu, die Öffentlichkeit werde es erfahren, „wenn die Zeit reif ist“.
Angehörige der Familie Bibas kritisierten diese öffentlichen Aussagen des Politikers. „Wir sind täglich in ständigem Kontakt mit den Geheimdiensten und wir glauben fest daran, dass wir gute Nachrichten hören werden“, so Vertreter der Familie Bibas gegenüber Kan.
„Wir bitten die gewählten Vertreter, die sich zu diesem Thema äußern wollen, sich nicht an unverantwortlichen Spekulationen zu beteiligen“, erklärten sie. „Wir betonen, dass es keine sicheren Informationen über Shiri, die Kinder oder Yarden gibt.“
Shiri, wir beten für Deine Rückkehr.
+++UPDATE+++
Die Leichen von Oded Lifshiz (84), Shiri Bibas (32) und ihren beiden kleinen Söhnen Ariel (4) und Kfir (9 Monate) wurden nach 503 Tagen Hoffnung im Gazastreifen nach einer grausamen Propagandashow an das Rote Kreuz übergeben. Die Übergabe fand in Bani Suheila, einem Vorort von Khan Yunis im südlichen Gazastreifen, statt. Mitarbeiter des Roten Kreuzes versuchten, das brutale Spektakel zu stoppen, doch nach minutenlangen Drohungen der Hamas, „die Leichen“ nicht herauszugeben, setzte die Terrororganisation ihre Zeremonie fort.
Die Särge wurden schließlich noch innerhalb der Enklave dem israelischen Militär übergeben. In einem weiteren Versuch, ihren brutalen Psychoterror fortzusetzen, übergab die Terrororganisation die Särge der Gefallenen mit nicht passenden Schlüsseln. Ein Spezialteam von Ingenieuren des Militärs wurde gezwungen, die Särge aufzubrechen, begleitet von der Befürchtung, dass in den Särgen Sprengstoff versteckt sein könnte.
Israels oberster Militärrabbiner, Brigadegeneral Eyal Karim, las anschließend Psalmen und das jüdische Gebet „Gott ist voller Barmherzigkeit“. Die Särge wurden in die israelische Flagge gehüllt und nach Israel überführt.
Im ganzen Land waren Bürger mit israelischen Fahnen auf den Straßen, um den Toten die letzte Ehre zu erweisen und den Konvoi mit den vier Särgen zum Institut für Gerichtsmedizin in Abu Kabir zu begleiten. Im Stadtteil Karmei Gat in Kiryat Gat, wohin die Mitglieder des Kibbuz Nir Oz evakuiert worden waren, sowie in allen israelischen Medien wurde eine Schweigeminute zum Gedenken an die Toten abgehalten.
Präsident Isaac Herzog erklärte: „Dies ist ein Moment der Angst und des Schmerzes. Das Herz einer ganzen Nation ist zerrissen. Im Namen des Staates Israel verneige ich mich und bitte um Vergebung. Es tut uns leid, dass wir unsere Pflicht nicht erfüllt haben. Es tut uns leid, dass wir Euch an diesem verdammten Tag nicht beschützt haben. Es tut uns leid, dass wir Euch nicht sicher nach Hause gebracht haben.“
Oded, Shiri, Ariel und Kfir, möge ihr Andenken gesegnet sein.

Titelbild: Shiri Bibas. Foto: privat